Ulrich Ruh: Katholische Medien sind Nischenprodukte mit Zukunft
Der Journalist und Theologe Ulrich Ruh sieht katholische Medien als "Nischenprodukt mit Zukunft". In einem Beitrag für das christlich-demokratisch Blog "Kreuz und Quer" (Montag) stellte der ehemalige Chefredakteur der Monatszeitschrift "Herder Korrespondenz" fest, dass katholische Medien von "Großtrends zur Polarisierung in Kirche und Katholizismus einerseits und zur zunehmenden Diffusion althergebrachter katholischer Identität in Frömmigkeit und Kirchenbindung" nicht unberührt blieben.
Bereits jetzt nutzten die meisten Kirchenmitglieder keine katholischen Medien, und dieser Trend werde sich nach Ansicht Ruhs auch fortsetzen. Bei einer realistischen Sicht der Dinge könnten katholische Medien als "ausgesprochene Nischenprodukte" nicht auf große Reichweitenerfolge hoffen. Dennoch hätten solche Medien gerade heute eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Diskurs über Religion und Religionen auszuüben: "Wenn sie professionell gut gemacht und in der Sache kompetent sind, können sie sowohl kirchlichen Randsiedlern wie hoch Verbundenen und Engagierten einen Dienst leisten: Den einen, indem sie ihnen bei gelegentlichem, zufälligem oder anlassbezogenem Interesse verlässliche Informationen zu Glaube und Kirche liefern, den anderen, indem sie durch ihre Berichterstattung, Einordnung und Kommentierung solide und anregende, vielleicht auch herausfordernde Argumentationshilfe für die jeweils fälligen Auseinandersetzungen um den angemessenen kirchlichen Kurs bieten."
Rückzug auf den Katechismus hilft nicht
Angesichts des reichen kulturellen und theologischen kirchlichen Erbes falle es säkularen Medien schwer, "dieser historischen und gegenwärtigen Vielfalt einigermaßen gerecht zu werden". Daher sollten sich katholische Medien "an Genauigkeit, Differenziertheit und Vermittlungsgeschick im Blick auf ihr Spezialgebiet in allen seinen Facetten nicht übertreffen lassen". Medien, die es an Sorgfalt und Sensibilität fehlen ließen, disqualifizierten sich selbst. "Das gilt gerade auch für Organe mit klarer Positionierung in innerkirchlichen Auseinandersetzungen. Sie tun sich durch einseitige, verkürzende Darstellungen geschichtlicher oder theologischer Sachverhalte am wenigsten einen Gefallen", so Ruh. Auch ein Rückzug auf den Katechismus helfe dabei nicht.
Ulrich Ruh war von 1991 bis 2014 Chefredakteur der "Herder Korrespondenz", deren Redaktion er seit seiner Promotion mit einer Arbeit über Säkularismus bei Karl Lehmann im Jahr 1979 angehörte. Der Elzacher ist Honorarprofessor an der Universität Freiburg und Organist. Zu seinen Schwerpunkten gehört die Beschäftigung mit der Ökumene und der Theologie des Zweiten Vatikanischen Konzils. Zuletzt veröffentlichter er eine Biographie des Konzilstheologen Edward Schillebeeckx. (fxn)