Predigerinnentag katholischer Frauen erntet Zuspruch und Kritik
Zum zweiten Mal hat die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) einen bundesweiten "Predigerinnentag" veranstaltet. An zwölf Orten, darunter im Essener Dom und im "Kleinen Michel" in Hamburg, warben Frauen zumeist am Montag mit Predigten in Eucharistiefeiern oder Wortgottesdiensten für eine geschlechtergerechte Kirche. Die Initiative stieß auf Zuspruch, sorgte aber auch für Kritik.
Laut katholischem Kirchenrecht dürfen in Messfeiern ausschließlich Geistliche predigen. Bei anderen Gelegenheiten dürfen auch Laien eine Ansprache halten, "wenn das unter bestimmten Umständen notwendig oder in Einzelfällen als nützlich angeraten ist".
Bei der Aktion gehe es darum, den Verantwortlichen in der Kirche zu zeigen, "auf welchen Reichtum sie eigentlich verzichten", sagte kfd-Bundesvorständin Ulrike Göken-Huismann dem Kölner Online-Portal domradio.de. Sie gehe nicht davon aus, dass Sanktionen auf den "Predigerinnentag" folgen werden, fügte Göken-Huismann hinzu, die selbst eine Predigt in Düsseldorf hielt.
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In Kaiserslautern rief Ursula König die Frauen zu Zuversicht auf. "Gebt nicht auf, werdet nicht müde, lasst euch nicht mürbe machen." Sie wolle "eintreten für eine Kirche, in der Frauen ihre Berufung leben können, in der Frauen verkündigen können", sagte Ulrike Fendrich, die bereits am Sonntag im Essener Dom sprach.
Gemeindereferentin Marianne Arndt predigte am Freitag in der Kölner Kirche Sankt Elisabeth in der Gemeinde des bekannten Sozialpfarrers Franz Meurer. Zuvor hatte sie im Deutschlandfunk erklärt, sie hoffe mit ihrer Beteiligung am "Predigerinnentag" auf Veränderungen: "Wir sind gleich und berechtigt als Frauen in dieser Kirche."
Aktion erntete sowohl Kritik wie auch Zuspruch
Kritisch äußerte sich die Katholikinnen-Initiative "Maria 1.0" und rief die Bischöfe auf, diesen und anderen Entwicklungen entgegenzutreten. Beispielhaft verwies die Gruppierung neben dem "Predigerinnentag" auf die öffentliche Segnung homosexueller Partnerschaften sowie die Tatsache, dass Protestanten "offiziell erwünscht" die heilige Kommunion im Rahmen des Ökumenischen Kirchentags empfangen hätten. "Alle drei Vorfälle mögen zur Verbürgerlichung der Kirche beitragen, sind aber mit dem katholischen Lehramt unvereinbar."
Zuspruch kam dagegen vom ranghöchsten katholischen Geistlichen in Leipzig. Propst Gregor Giele nannte den "Predigerinnentag" einen wichtigen Impuls. "Alle Laien sollten das Recht haben zu predigen, denn Predigen ist ein reflektiertes Glaubenszeugnis", sagte Giele der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Wenn es von einem Politikum zu etwas Selbstverständlichem würde, wäre das ein echter Fortschritt." In der Leipziger Propstei predigen immer wieder auch Frauen, etwa bei den sogenannten Fastenpredigten.
Die Wahl des Datums 17. Mai für den "Predigerinnentag" steht im Zusammenhang mit der biblischen Person Junia. Sie wird im Römerbrief des Apostels Paulus erwähnt und dort als herausragend unter den Aposteln bezeichnet. Jahrhundertelang war in Bibelübersetzungen von einem Mann namens Junias die Rede. Erst die 2016 veröffentlichte neue katholische Einheitsübersetzung der Bibel und auch die Lutherbibel von 2017 machten entsprechend der gängigen Forschung aus Junias wieder Junia. Einen offiziellen Gedenktag hat Junia bislang nicht, die kfd fordert jedoch die Aufnahme in einen Heiligenkalender der Kirche und schlägt den 17. Mai vor, an dem bereits in einigen orthodoxen Kirchen der Junia gedacht wird. Die kfd hatte zudem den Titel ihrer Mitgliederzeitschrift "Frau und Mutter" nach 103 Jahren in "Junia" geändert. (mfi/KNA)