Wegen Gleichberechtigung: Grabesritter-Investitur künftig ohne Schwert
Es sei ein Detail, das der Gleichstellung von Männern und Frauen diene: Der Großmeister des Ordens der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem, Kardinal Fernando Filoni, hat den Gebrauch des Schwertes aus dem Aufnahmeritus für Ritter gestrichen. "Wenn ich Ritter oder Damen investiere, sind sie vor mir vollkommen gleichwertige Menschen, in ihnen steckt die gleiche Würde des Engagements und der geistigen Beteiligung", so Filoni gegenüber der italienischen Tageszeitung "Il Messaggero" am Dienstag. Dem Orden der Grabesritter gehören weltweit knapp 30.000 katholische Christen an, davon sind über 10.000 Frauen.
"Das Schwert wird in der kollektiven Vorstellung immer leicht mit mittelalterlichen Rittern in Verbindung gebracht, und mit deren Tugenden wie Loyalität, Treue, Solidarität, Tapferkeit, Verteidigung von Recht und Wahrheit, Glaube, Hoffnung und Wahrheit", so Filoni weiter. Doch das seien alles Eigenschaften, die auch die Damen des Ordens vorweisen könnten. Aus Gründen der Gleichstellung habe man sich deswegen dazu entschlossen, das Schwert nicht mehr zu verwenden und den Aufnahmeritus anzugleichen.
Bisher gab es Unterschiede bei der feierlichen Investitur neuer Mitglieder. Während den Damen direkt das schwarze Ordensgewand umgelegt wurde, erhielten Ritter einen Ritterschlag mit einem Schwert durch den Großmeister oder jeweiligen Großprior, bevor auch sie mit dem – in ihrem Fall weißen – Ordensmantel eingekleidet wurden. Auch die rituellen Formeln, die die Kandidatinnen und Kandidaten dabei sprachen, seien jetzt angeglichen worden, sagte Filoni. Weitere Aspekte der Zeremonie blieben von der Veränderung unberührt. Der Kardinal fügte hinzu, dass er persönlich äußerst ungern ein Schwert am Altar und noch dazu in einer Messe verwende.
Frauen in der Ordensleitung
Der Ritterorden steht seit 1888 auch Frauen offen. Als vollwertige Mitglieder können die Damen wie die Ritter Leitungspositionen einnehmen. Das höchste weltliche Amt des Ordens ist das des General-Gouverneurs. Seit 2017 hat es der Italiener Leonardo di Modrone inne, laut "Messaggero" könne es in Zukunft aber auch mit einer Frau besetzt werden.
Der Orden der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem geht nicht direkt auf die Kreuzritterorden des 11. Jahrhunderts zurück. Er steht vielmehr in der ideellen Tradition des hochmittelalterlichen Brauchs, adeligen Heilig-Land-Pilgern durch den Lateinischen Patriarchen von Jerusalem die Ritterwürde vom Heiligen Grab zu verleihen. Diese Ritter bildeten keinen strukturierten Orden, sondern eine lose Bruderschaft. In seiner heutigen Gestalt wurde der Orden Mitte des 19. Jahrhunderts verfasst. Er untersteht direkt dem Papst und wird von einem Kardinal-Großmeister geleitet. Seit 2019 ist das Kardinal Fernando Filoni. Die deutsche Statthalterei hat 1.400 Mitglieder in sechs Ordensprovinzen. Laut Website des Ordens beträgt der Anteil Frauen 17 Prozent.
Der Orden engagiert sich vorwiegend in der Unterstützung der Menschen im Heiligen Land. Die Mitglieder spenden jährlich Beträge zur Finanzierung karitativer Projekte und der ordenseigenen Schulen, Kindergärten und -heime sowie der Krankenhäuser. Diese Hilfsangebote stehen ausdrücklich auch Mitgliedern anderer Religionsgemeinschaften offen. (cst)