Amtszeit des Kölner Erzbischofs endet nach 25 Jahren

Papst nimmt Meisner-Rücktritt an

Veröffentlicht am 28.02.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Meisner im schwarzen Talar.
Bild: © KNA
Erzbistum Köln

Köln/Vatikanstadt ‐ Das größte deutsche Bistum steht vor einer Zeitenwende: Wie der Vatikan und das Erzbistum Köln am Mittag mitgeteilt haben, hat Papst Franziskus heute das Rücktrittsgesuch des Kölner Kardinals Joachim Meisner angenommen - genau ein Jahr nach dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. Damit tritt eine der prägendsten Gestalten des deutschen Katholizismus von der großen Bühne ab.

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Meisner, der am ersten Weihnachtstag 80 Jahre alt geworden war und am 12. Februar sein 25-jähriges Dienstjubiläum in Köln beging, hatte schon vor mehreren Monaten sein Rücktrittsgesuch beim Papst eingereicht. Eine Feier aus Anlass von Geburtstag, Jubiläum und Abschied ist für den 9. März geplant.

Der Kardinal ist seit Jahren einer der profiliertesten Kirchenmänner in Deutschland. Zu DDR-Zeiten war er zunächst Weihbischof in Erfurt und Bischof in der geteilten Stadt Berlin. 1989 wechselte er auf Wunsch von Papst Johannes Paul II., mit dem ihn ein enges Verhältnis verband, an die Spitze des Erzbistums Köln.

Wortführer in gesellschaftlichen Debatten

Immer wieder mischte er sich intensiv in gesellschaftliche Debatten ein. So kritisierte er Gottvergessenheit in einer konsumorientierten Welt. Entschieden wandte er sich gegen Abtreibungen oder die Beihilfe zur Selbsttötung. Auf seine Initiative hin verfügte Johannes Paul II. 1999 den Ausstieg der deutschen Kirche aus der staatlichen Schwangerenberatung.

Für Überraschung sorgte der Kardinal im vorigen Jahr, als er sein striktes Nein zur "Pille danach" im Falle einer Vergewaltigung zurücknahm und Präparate für zulässig erachtete, die "eine verhütende und nicht eine abtreibende Wirkung" haben. Das Frauenpriestertum oder eine Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten lehnt er dagegen ab.

Meisner wurde 1933 im schlesischen Breslau geboren. Nach der kriegsbedingten Flucht mit seiner Familie kam er 1945 nach Thüringen. 1962 empfing er in Erfurt die Priesterweihe. Zunächst war er Kaplan in Heiligenstadt und Erfurt, bevor er 1966 zum Caritasdirektor berufen wurde. Drei Jahre später promovierte er an der Päpstlichen Gregoriana-Universität in Rom.

1975 wurde Meisner Weihbischof in Erfurt. Fünf Jahre später erfolgte die Ernennung zum Bischof von Berlin. 1983 erhob ihn Johannes Paul II. zum Kardinal. Sechs Jahre später wechselte er als Nachfolger von Kardinal Joseph Höffner nach Köln. Diese Personalentscheidung provozierte auch Protest; mehr als 200 Theologen warnten damals davor, die Mitwirkungsrechte der Ortskirchen bei der Ernennung von Bischöfen auszuhebeln.

Domkapitel wählt Diözesanadministrator

Das größte deutsche Bistum mit mehr als zwei Millionen Katholiken wird nach dem nun erfolgten Rücktritt Meisner zunächst vom dienstältesten Kölner Weihbischof Manfred Melzer geleitet. Innerhalb von acht Tagen muss das Domkapitel einen Diözesanadministrator wählen, der die Leitung der Diözese bis zur Amtseinführung eines neuen Erzbischofs kommissarisch übernimmt.

Anschließend beginnt das Domkapitel mit der Wahl des neuen Erzbischofs. Eine Kölner Kircheninitiative, die von rund 1.500 Unterzeichnern unterstützt wird, fordert seit längerem Mitbestimmungsrechte der Gläubigen bei der Wahl des neuen Erzbischofs. Viele Katholiken im Erzbistum wünschen sich einen weltoffenen Kirchenmann als Nachfolger Meisners. (stz/dpa/KNA)

Stellungnahme von Kardinal Meisner

"Ihnen durfte ich als Erzbischof von Köln ein Vierteljahrhundert dienen. Ich wollte Ihnen immer und überall die Freude an Gott bezeugen und vermitteln, weil sie ja die Stärke unserer Hoffnung ist. Ich danke Ihnen nochmals herzlich für alle Stärkung, die ich dabei gefunden habe, und bitte alle sehr um Vergebung, wenn Ihnen mein Dienst nicht Stärkung, sondern vielleicht auch Ärgernis war. Der Herr möge alles ergänzen, was bruchstückhaft in meinem Dienst geblieben ist. Ich bleibe - so Gott will - bis zur Stunde meines Todes in eurer Mitte und werde wohl jetzt mehr Zeit haben, um für euch alle zu beten und eure Sorgen und Hoffnungen durch mein Gebet dem Herzen Gottes entgegenzuhalten." Kardinal Joachim Meisner in seinem am 28. Februar veröffentlichten Fastenhirtenbrief

Stichwort: Erzbistum Köln

Das Erzbistum Köln ist über 1.700 Jahre alt. Im Mittelalter war der Erzbischof von Köln einer von nur sieben Kurfürsten, die den deutschen Kaiser bestimmten. Heute ist das Bistum mit über zwei Millionen Katholiken das mitgliederstärkste in Deutschland und eines der reichsten weltweit. Es ist berühmt für den Kölner Dom, das meistbesuchte deutsche Bauwerk mit dem Reliquienschrein der Heiligen Drei Könige. Das Erzbistum reicht vom Ruhrgebiet bis nach Rheinland-Pfalz.