Ende einer Ära
In einem Grußwort dankte das Kirchenoberhaupt Meisner für sein bischöfliches Wirken. Er erinnerte daran, dass der Kardinal noch zu Zeiten des geteilten Deutschland von Papst Johannes Paul II. von Berlin in den fernen Westen berufen wurde. "Du bist im Gehorsam aufgebrochen, gleichsam als Vorbote der Wende in Deinem Heimatland", so der Papst.
Meisner: Will den Menschen Beter und Bruder sein
Meisner selbst versicherte den Gläubigen in seiner Predigt bei einem Pontifikalamt im Kölner Dom, ihnen "in Zukunft auch ohne Jurisdiktion und amtlichen Auftrag ein Beter und Bruder" sein zu wollen. Nochmals appellierte er leidenschaftlich an ein Leben mit Gott. "Wenn beim Menschen das Bewusstsein der Gegenwart Gottes schwindet, dann büßt er sein Bestes ein", ist der emeritierte Erzbischof überzeugt.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, würdigte Meisner als "entschiedenen Kämpfer für eine Kultur des Lebens" von der Zeugung bis zum Tod. Die bitter erfahrenen Repressalien in der DDR hätten Meisner dazu bewegt, für die Achtung der Menschenrechte einzutreten. "Bei Deinen öffentlichen Ansprachen versteckst Du Dich nicht hinter diplomatischen Floskeln und vorsichtigen Formulierungen", so Zollitsch.
Festakt im Gürzenich
An einem großen Festakt am Vormittag hatten rund 900 Gäste aus Kirche und Politik teilgenommen. Die Feier im Gürzenich, einem historischen Festsaal, zeichnete in Form von Gesprächen mit Wegbegleitern und Videos den Lebensbogen Meisners von Breslau über Erfurt nach Berlin und Köln nach. Daran nahmen rund 50 Bischöfe teil, darunter der Präfekt des Päpstlichen Hauses, Kurienerzbischof Georg Gänswein und der neue Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic . Gekommen waren auch die stellvertretende nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Sylvia Löhrmann (Grüne) und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider.
Löhrmann: Meisner ist "streitbarer Geist"
Löhrmann nannte Meisner einen "Kirchenmann mit großer Geistes- und Wortgewalt". Als streitbarer Geist habe er Freude an der Auseinandersetzung bewiesen und auch Widerspruch ausgelöst. Der Prager Kardinal Dominik Duka dankte Meisner für seine Hilfe für die Kirche in Tschechien vor und nach der Wende. In kommunistischer Zeit habe er 50 Männer im Untergrund zum Priester geweiht.
Der beurlaubte Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst erschien trotz Einladung nicht zu den Feierlichkeiten. Bis zuletzt war unklar gewesen, ob er kommen würde. Tebartz-van Elst war im Oktober von Papst Franziskus beurlaubt worden. Anlass waren Kritik an seinem Führungsstil und die hohen Kosten für die neue Bischofsresidenz in Limburg.
Geboren in Breslau
Meisner wurde in Breslau (Wroclaw) geboren und kam 1945 nach Thüringen. 1975 wurde er Weihbischof in Erfurt, fünf Jahre später Bischof von Berlin. 1983 erhob ihn Johannes Paul II. zum Kardinal. 1989 wechselte er als Nachfolger von Kardinal Joseph Höffner nach Köln. (gho/dpa/KNA)