Haßlberger: Ich hoffe, der Papst nimmt Marx' Rücktritt nicht an
Das Rücktrittsgesuch von Kardinal Reinhard Marx am Freitag hat auch den Weihbischof von München und Freising, Bernhard Haßlberger, überrascht. "Als der Anruf kam, dass wir kurzfristig kommen sollen, da habe ich mir schon gedacht, das wird nichts gescheites", sagte Haßlberger laut "Süddeutscher Zeitung" am Sonntag. "Aber dass es dann so schlimm wird, habe ich mir nicht gedacht", so der 74-Jährige weiter. "Wir waren dann auch alle ziemlich platt, als er das gesagt hat und ich hoffe, dass Papst Franziskus seinen Rücktritt nicht annimmt."
Marx' angebotener Amtsverzicht sei für alle ein großer Paukenschlag und ein Grund, "tiefer zu schürfen und zu überlegen, wie wir pastorales und kirchliches Leben in manchen Punkten auf neue Füße stellen, wie das im Rahmen der Kirche eben möglich ist", so Haßlberger, der Bischofsvikar für die Seelsorgsregion Nord des Erzbistums ist. Die Aussage des Münchner Kardinals, die Kirche befinde sich an einem "toten Punkt" sei zwar scharf formuliert, stimme aber. Wenn man höre, was viele Leute denken und sagen, dann müsse man erkennen, dass die Kirche an einem Punkt sei, an dem man nicht einfach weitergehen und es aussitzen könne. Man müsse jetzt grundlegender an die Sache und neue Wege gehen. "Ich hoffe, dass wir sie auch noch mit Reinhard Marx gehen können", sagt Haßlberger.
Am Freitag hatte Kardinal Reinhard Marx mitgeteilt, dass er Papst Franziskus seinen Amtsverzicht als Erzbischof von München und Freising angeboten habe. In dem veröffentlichten Schreiben an den Papst schreibt Marx, dass es ihm darum gehe, "Mitverantwortung zu tragen für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten". In seinem Brief bittet Marx den Papst "sehr", den Amtsverzicht anzunehmen. Er sei weiterhin gern Priester und Bischof dieser Kirche und werde sich gerne weiter pastoral engagieren. Die Unabhängige Aufarbeitungskommission der Erzdiözese München und Freising sowie der Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, Joachim Unterländer, hatten Papst Franziskus am Wochenende öffentlich gebeten, das Rücktrittsgesuch des Kardinals nicht anzunehmen. (cbr)