Nach Gespräch mit Visitatoren: Betroffener zieht positives Fazit
Der ehemalige Sprecher des Betroffenenbeirats im Erzbistum Köln, Patrick Bauer, hat ein positives Fazit seines Gesprächs mit den beiden Apostolischen Visitatoren in der Erzdiözese gezogen. Kardinal Anders Arborelius und Bischof Hans van den Hende, die das Erzbistum im Auftrag von Papst Franziskus überprüfen sollen, seien "wahnsinnig empathisch und uns zugewandt gewesen", sagte Bauer am Dienstag der "Augsburger Allgemeinen". Das Gespräch, an dem auch drei weitere ausgeschiedene Mitglieder des Betroffenenbeirats teilgenommen hätten, habe in einem Tagungsraum des Kölner Maternushauses und auf Deutsch stattgefunden und eineinhalb Stunden gedauert.
Bauer betonte, dass er sehr offen mit den beiden Visitatoren gesprochen habe: "Ich habe nicht an mich gehalten, einmal bin ich richtig wütend geworden. Ich glaube, ich habe gesagt: 'Es kotzt mich an!'" Er habe "frei Schnauze" geredet und den Visitatoren gesagt, was ihm wichtig sei. Weiter erklärte er, dass er und die anderen Gesprächsteilnehmer alles hätten sagen können, was sie sich im Vorfeld vorgenommen hätten. Ihm sei es vor allem wichtig gewesen, Arborelius und van den Hende, die seit Montag in Köln sind, den Umgang des Erzbistums mit den Betroffenen im Zusammenhang mit dem ersten, nichtveröffentlichten Missbrauchsgutachten zu schildern.
Visitatoren haben im Gespräch "einfach nur zugehört"
Die Veröffentlichung des Gutachtens der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) war vom Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki Ende Oktober vergangenen Jahres unter Verweis auf "methodische Mängel" und mit Zustimmung des Betroffenenbeirats abgesagt worden. Später verließen Bauer und der zweite Sprecher Karl Haucke das Gremium, weil sie in der entscheidenden Sitzung "völlig überrannt" worden seien. Sie sprachen vom "Missbrauch von Missbrauchsopfern".
Bauer erzählte gegenüber der "Augsburger Allgemeinen", dass Arborelius und van den Hende bei dem Gespräch "einfach nur zugehört" hätten: "Sie sagten immer wieder: 'Bitte schildern Sie uns, was Sie uns schildern möchten.'" Zudem sei ein Notar aus den Niederlanden anwesend gewesen, der das Gespräch protokolliert habe. "Wir bekommen das Protokoll leider nicht. Aber jeder von uns sagte am Ende, was ihm wichtig ist, dass es ins Protokoll kommt. Ich habe sehr genau darauf geachtet, was er mitgeschrieben hat, sodass ich mir sicher sein kann, dass er protokolliert hat, was mir wichtig ist. Ob er im Protokoll wörtlich zitiert oder paraphrasiert, weiß ich nicht", so Bauer wörtlich.
Bauer betont Notwendigkeit drastischer Veränderungen in der Kirche
Dass er und die anderen ehemaligen Mitglieder des Betroffenenbeirats die Ersten gewesen seien, die mit den Visitatoren gesprochen hätten, habe ihn "völlig überrascht", so Bauer. Und weiter: "Das hat uns gefreut. Ich war so frech, ihnen zu sagen, dass ich das aber auch angemessen finde." Er und andere Betroffene hätten im Vorfeld in einem Brief an die beiden Bischöfe ein solches Gespräch gefordert. "Das haben sie offensichtlich wahrgenommen", sagte Bauer.
Er betonte zudem die Notwendigkeit drastischer Veränderungen in der Kirche bei der Aufklärung von Missbrauchsfällen sowie im Umgang mit Betroffenen: "Es braucht eine staatlich eingesetzte Aufarbeitungskommission ähnlich wie in den Niederlanden. Deswegen ist es gut, dass van den Hende hier ist. Er hat genickt und gelächelt, als wir darauf zu sprechen kamen." Auch im Erzbistum Köln müsse es ein Umdenken geben. Wenn es dem Papst gelinge, Woelki zu Veränderungen zu bewegen, würde er dies begrüßen, so Bauer. Und weiter: "Dann arbeite ich auch wieder mit ihm zusammen. Wenn der Papst aber sagt, Kardinal Woelki hat seiner Meinung nach alles richtig gemacht und es gebe keinen Änderungsbedarf, dann ist für mich jegliche Zusammenarbeit mit dem Erzbistum Köln als Betroffener beendet." (stz)