Am Mittwoch entscheidet die Bischofskonferenz über ihren neuen Vorsitzenden

Die Qual der Wahl

Veröffentlicht am 11.03.2014 um 00:00 Uhr – Von Steffen Zimmermann – Lesedauer: 
Altarraum mit Bischöfen
Bild: © KNA
Vollversammlung

Münster ‐ Am Mittwoch wählen die Mitglieder der Bischofskonferenz bei ihrer Vollversammlung in Münster ihren neuen Vorsitzenden. Katholisch.de erklärt, wie eine solche Wahl abläuft und welche Aufgaben auf den neuen Vorsitzenden warten.

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Der Ablauf der Wahl ist im Statut der Deutschen Bischofskonferenz geregelt. Gemäß Artikel 13 ist für die Wahl des Konferenzvorsitzenden eine Zweidrittelmehrheit der anwesenden stimmberechtigten Mitglieder der Vollversammlung erforderlich, erst ab dem dritten Wahlgang genügt die einfache Mehrheit. Gewählt werden muss der Vorsitzende - dessen Amtszeit sechs Jahre beträgt - laut Artikel 28 aus dem Kreis der Diözesanbischöfe; Weihbischöfe dürfen den Vorsitzenden zwar mitwählen, kommen selbst für den Spitzenposten aber nicht in Frage.

Durch diese Regelung wird der Kreis der potentiellen Kandidaten deutlich reduziert. Von den Mitgliedern der Vollversammlung - derzeit 66, allerdings fehlen in Münster Bischof Franz-Peter Tebartz van Elst und Weihbischof Bernd Uhl; der Apostolische Exarch für die Ukrainer ist darüber hinaus zwar anwesend, aber nicht wahlberechtigt - sind entsprechend der Zahl der Bistümer nur maximal 27 Diözesanbischöfe wählbar.

Stichwort: Deutsche Bischofskonferenz

Die Deutsche Bischofskonferenz ist der Zusammenschluss aller katholischen Bischöfe in Deutschland. Aufgabe der Konferenz sind das Studium und die Förderung gemeinsamer pastoraler Aufgaben, die gegenseitige Beratung, die notwendige Koordinierung der kirchlichen Arbeit, der gemeinsame Erlass von Entscheidungen sowie die Pflege von Verbindungen zu anderen Bischofskonferenzen. Oberstes Organ der Bischofskonferenz ist die zweimal jährlich tagende Vollversammlung. Weitere Organe sind der Ständige Rat, in dem jede Diözese durch den Bischof mit Sitz und Stimme vertreten ist, der Vorsitzende und die Bischöflichen Kommissionen.

Allerdings sind aktuell nicht alle Bischofsstühle besetzt - Passau, Erfurt, Freiburg und seit Ende Februar auch Köln haben keinen Diözesanbischof an ihrer Spitze. Hinzu kommt: Mit dem Mainzer Kardinal Karl Lehmann (77) sowie Erzbischof Werner Thissen (75) aus Hamburg kommen mindestens zwei Bischöfe altersbedingt nicht für den Konferenzvorsitz in Frage. Damit lässt sich der Kreis der Kandidaten für den Vorsitz insgesamt auf maximal 21 Bischöfe reduzieren.

Bekanntestes Gesicht und wichtigste Stimme

Zentrale Aufgabe des Vorsitzenden der Bischofskonferenz ist es, die Zusammenkünfte der Bischöfe zu leiten und die Konferenz gegenüber Staat und Gesellschaft zu repräsentieren. In der Öffentlichkeit tritt er als Sprecher der Konferenz auf und ist damit zugleich das wohl bekannteste Gesicht und die wichtigste Stimme der katholischen Kirche in Deutschland. Die bisherigen Vorsitzenden der Bischofskonferenz (siehe Bildergalerie) waren prägende Gestalten des deutschen Katholizismus.

Galerie: 27 Bilder

Allerdings ist der Vorsitzende in seiner Amtsführung nicht frei. Vielmehr ist er an die Beschlüsse der Vollversammlung und des Ständigen Rats - einem Gremium, in dem jedes Bistum durch seinen Bischof mit Sitz und Stimme vertreten ist - gebunden. Eine Richtlinienkompetenz wie ein Bundeskanzler hat der oberste Repräsentant der Bischöfe nicht.

Inzwischen ist auch klar, wie die Bischöfe mit der Personalie des Sekretärs der Bischofskonferenz umgegangen sind. Die Amtszeit von Pater Hans Langendörfer, der das Sekretariat seit 1996 leitet und in dieser Funktion gemäß Artikel 38 des Konferenz-Statuts "dem Vorsitzenden bei der Erfüllung seiner Aufgaben zur Verfügung" steht, endete mit der Wahl des neuen Vorsitzenden. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass dieser Langendörfer wieder für das Amt nominiert. In jedem Fall muss die Vollversammlung jedoch auch über diese Personalie abstimmen. Dies ist geschehen, der Jesuit bleibt Sekretär.

Linktipp: Die Karten werden neu gemischt

Die Karten in der Bischofskonferenz werden kräftig durchgemischt - und noch weiß niemand, welche Auswirkungen das auf den Kurs der Kirche haben wird. Signalwirkung dürfte die Wahl des neuen Konferenz-Vorsitzenden haben.
Von Steffen Zimmermann