Bätzing: Glauben in Muttersprache zu praktizieren, ist Anliegen der Kirche

Katholische Auslandsseelsorge 100 Jahre alt – Lob von Steinmeier

Veröffentlicht am 15.06.2021 um 14:46 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ In etwa 60 Metropolen und Städten und 110 Gemeinden wendet sich die deutsche Auslandseelsorge an Deutschsprachige in der ganzen Welt. Eine Pionierarbeit, lobte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Auslandsgemeinden nun zum 100. Geburtstag.

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Die katholische deutsche Auslandsseelsorge feiert ihren 100. Geburtstag. In etwa 60 Metropolen und Städten weltweit gibt es hauptamtliche Seelsorger und Seelsorgerinnen. In rund 110 Gemeinden wenden sie sich mit Gottesdiensten, Seelsorgeangeboten und kulturellen Veranstaltungen an Deutschsprachige, die aus verschiedenen Gründen dauerhaft oder zeitlich befristet im Ausland leben. Am 6. Juli 1921 wurde in Würzburg das Katholische Auslandssekretariat gegründet, um diese Seelsorge weltweit zu organisieren.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte am Dienstag besonders die Bedeutung der Auslandsgemeinden für den kulturellen Austausch und die internationale Verständigung. Es handele sich um eine Pionierarbeit, erklärte er in einem Grußwort. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, erklärte, der Kirche sei es ein großes Anliegen, dass "alle Menschen - hier in Deutschland und überall in der Welt - den Glauben in ihrer Muttersprache praktizieren und bekennen können".

Das Jubiläum wurde wegen der Corona-Pandemie am Dienstag im kleinen Kreis im Sekretariat der Bischofskonferenz gefeiert. Der Erzbischof von Luxemburg und frühere Auslandspfarrer der Gemeinde in Tokio, Kardinal Jean-Claude Hollerich, betonte im Gottesdienst, die Kirche könne von den Auslandsgemeinden lernen, Offenheit zu leben. Die Menschen fänden sich dort in einer ganz anderen Kultur wieder. "Sie rücken zusammen, haben eine Insel, wo man deutsch sprechen kann."

Brückenfunktion zu Ortskirchen

Der Beauftragte der Bischofskonferenz für die Auslandsseelsorge, der Paderborner Weihbischof Matthias König, sprach den Auslandsgemeinden eine Brückenfunktion zu den einheimischen Ortskirchen zu. Er lobte, dass die deutschen Botschaften und Konsulate oft auf eine gute Zusammenarbeit Wert legten.

Der Leiter des Auslandssekretariats, Peter Lang, verwies auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie für die Auslandsseelsorge. Viele Deutsche hätten lange Zeit nicht nach Hause reisen können; Freunde, Kollegen und Verwandte seien schwer erkrankt oder starben, in den ärmeren Ländern hätten Notleidende, die um unsere Pfarrzentren herum lebten, um Hilfe gebeten. "Da ist es wichtig, dass wir vor Ort sind und auf die Anfragen Antworten und Hilfe geben können."

Bis in die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg standen vor allem Auswanderer nach Übersee im Fokus der Arbeit der Auslandsseelsorge. Seitdem richten sich die Angebote stärker an Deutsche, die sich in einer zunehmend globalisierten Welt als Diplomaten, Wissenschaftler, Medienleute, Studierende oder Angestellte internationaler Firmen im Ausland aufhalten. Daneben existieren spezielle Angebote für deutschsprachige Pilger in Rom, Jerusalem, Lourdes, Fatima und Santiago de Compostela. Zusätzlich verantwortet das Auslandssekretariat die Seelsorge auf Kreuzfahrtschiffen und entsendet einen Priester für die deutschsprachige katholische Versöhnungsarbeit am ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz. (KNA)