Umfrage: Die meisten Menschen in Deutschland lehnen Zölibat ab
Die meisten Menschen in Deutschland sind einer Umfrage zufolge gegen das Enthaltsamkeitsgebot für katholische Priester. 76 Prozent antworteten auf die Frage, ob der Zölibat abgeschafft werden sollte, mit "Ja, auf jeden Fall", wie der Bonner "General-Anzeiger" als Auftraggeber der Untersuchung am Freitag mitteilte. Weitere 7,8 Prozent stimmten mit "Eher ja" zu. Eine Minderheit widersprach mit "Eher nein" (2 Prozent) oder "Nein, auf gar keinen Fall" (3,8 Prozent). Der Rest war unentschieden.
Die repräsentative Umfrage hat laut Angaben das Meinungsforschungsinstitut Civey erstellt. Dafür befragte es vom 19. März bis 17. Juni 3.047 Teilnehmende. Demnach zufolge wollen mehr als zwei Drittel der befragten Katholiken (69,7 Prozent) "auf jeden Fall" die Abschaffung des Enthaltsamkeitsgebots, weitere 15,6 Prozent sind "eher" dafür.
Mit 88,1 Prozent waren etwas mehr Frauen als Männer (79,5 Prozent) "auf jeden Fall" oder "eher" für ein Ende des Zölibats. Verheiratete (86,1 Prozent) befürworteten eine Abschaffung beinahe genauso häufig wie Geschiedene (86,7 Prozent). Zudem sprachen sich mehr Menschen in Westdeutschland (85,5 Prozent) dafür aus als in Ostdeutschland (77,6 Prozent). Was die Altersverteilung angeht, befürworteten vor allem ältere Menschen ab 65 Jahren ein Ende des Zölibats (89,7 Prozent). Von den 18- bis 29-Jährigen stimmten rund drei Viertel (76,1 Prozent) der Forderung zu.
Unterschiede bei Parteien
Von den Anhängern der im Bundestag vertretenen Parteien sagten zwischen 80,6 (FDP) und 90,6 Prozent (Grüne), der Zölibat solle abgeschafft werden. Die Anhänger der AfD bildeten eine Ausnahme: 64,9 Prozent von ihnen stimmten der Forderung zu, während 15,6 Prozent diese ablehnten. Das war unter allen Gruppen der höchste Wert.
Civey fragte zudem in einer weiteren Untersuchung nach den Einstellungen zur Kirche. Demnach sehen 59,4 Prozent die Kirche negativ. Im Mai 2017 lag dieser Anteil bei 45,1 Prozent. Positiv eingestellt waren aktuell 24,7 Prozent; zuvor seien es noch 37,4 Prozent gewesen.
Vor allem Katholiken mit negativerem Bild
Der Umfrage zufolge veränderte sich die Einstellung vor allem unter Katholiken. Waren sie im Mai 2017 noch zu 54 Prozent positiv der Kirche gegenüber eingestellt, hatten nun 39,2 Prozent ein positives Bild. Der Anteil der negativ Eingestellten stieg von 25,6 Prozent auf 41,7 Prozent.
Für diese zweite Umfrage wertete das Institut den Angaben zufolge die Antworten von 3.099 Teilnehmenden zwischen dem 31. Mai 2017 und dem 17. Juni 2021 aus. (KNA)