Vor allem die INSM-Werbekampagne habe ihn schockiert

Bischof kritisiert öffentlichen Umgang mit Grünen-Kandidatin Baerbock

Veröffentlicht am 20.06.2021 um 11:33 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Laut dem evangelischen Bischof von Berlin, Christian Stäblein, wird mit der Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock an vielen Stellen in "unzumutbarer Weise" umgegangen. Dies scheine auch etwas mit dem Gender-Thema zu tun zu haben.

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Der evangelische Bischof von Berlin, Christian Stäblein, hat den öffentlichen Umgang mit der grünen Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock scharf kritisiert. Nach seinem Eindruck werde mit der 40-Jährigen an vielen Stellen in "unzumutbarer Weise" umgegangen, sagte Stäblein am Sonntag in einem Interview des Evangelischen Pressedienstes (edp). Schockiert habe ihn etwa die Werbekampagne der Lobbyorganisation Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Diese hatte Baerbock in der vergangenen Woche in ganzseitigen Anzeigen im Moses-Gewand mit zwei Verbots-Tafeln gezeigt. Ihm scheine, dass der Ton im beginnenden Wahlkampf inzwischen "in allen Bereichen sehr rau geworden" sei,  so der Bischof.

Stäblein äußerte die Vermutung, dass mit Frauen im Wahlkampf anders umgegangen werde als mit Männern. Zwar habe ohne Frage auch der Kanzlerkandidat der Union, Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), einiges aushalten müssen. "Aber das waren in der Regel keine Angriffe auf die persönliche Integrität. Das scheint schon etwas mit dem Gender-Thema zu tun zu haben. Die Polarisierungen – auch in der Sprache – haben zugenommen", sagte der Bischof.

Stäblein: Gendern sorgt auch in der Kirche für Polarisierungen

Er selbst, so Stäblein, gendere auch, variiere dabei aber viel: "Ich nehme mal den Schrägstrich, mal das Binnen-I, manchmal den Stern, manchmal den Doppelpunkt, manchmal rede ich nur in der männlichen oder nur in der weiblichen Form." Auch in der Gottesanrede und der Segensformel variiere er. Dies sei ihm wichtig, da er Gott nicht mit einem Geschlecht identifiziere. Der Bischof räumte jedoch ein, dass das Gendern auch in der evangelischen Kirche für Polarisierungen sorge. Zuletzt habe es etwa bei der Veröffentlichung feministischer Tageslosungen auf den Social-Media-Kanälen der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) "heftige Reaktionen" gegeben.

Sprache allein, so Stäblein weiter, bringe aber nicht mehr Gerechtigkeit. Die Kirche müsse auch mehr dafür tun, dass Frauen Führungspositionen bekleideten. "In meiner Landeskirche wird etwa über eine Quote in der mittleren Führungsebene, konkret bei den Superintendenten diskutiert. Ich bin dafür", erklärte der Bischof. (stz)