Weg vom klassischen Gottesdienstkonzept, hin zu "mehr Lebensnähe"

Seltener Kirchenneubau: Bischof Bätzing weiht "Erlebniskirche"

Veröffentlicht am 28.06.2021 um 14:22 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt ‐ Keine Orgel, keine Sitzbänke, ein Altar aus Stampfbeton und eine schwebende Decke: Die neu gebaute "Erlebniskirche" in Frankfurt will weg vom klassischen Gottesdienstkonzept – was Bischof Georg Bätzing bei der Weihe ausdrücklich lobte.

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In Deutschland wird äußerst selten eine neue Kirche geweiht - in Frankfurt am Main jetzt aber schon. Der Limburger Bischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, hat am Sonntag die neu gebaute katholische Kirche Sankt Johannes in Frankfurt-Goldstein geweiht, wie die Katholische Stadtkirche am Montag mitteilte. Mit der "Erlebniskirche" will die Gemeinde nach eigenen Angaben weg vom klassischen Gottesdienstkonzept und hin zu "mehr Lebensnähe". Bätzing betonte, neue Zeiten erforderten neue Wege, um Menschen aktuelle Angebote des Glaubens, der Lebensdeutung und der Gottesbegegnung zu machen.

Fünf Jahre habe der weitgehende Abriss der Vorgängerkirche und der Neubau gedauert, hieß es. Das helle, moderne Gotteshaus wurde vom Kölner Büro Königs Architekten entworfen. Zur Weihe des Altars gehörte nun auch die "erneute Einsetzung von Reliquien der Katakombenheiligen Christianus und Coelestina", die bereits im Altar der vorherigen Kirche geruht hatten. In den vergangenen 15 Jahren sind den Angaben zufolge nur vier Kirchen im Bistum Limburg neu geweiht worden.

Neue Formate ausprobieren

In der "Erlebniskirche" Sankt Johannes wolle man neue Formate ausprobieren und "nicht das alte Programm in neuen Wänden spielen", sagte Werner Portugall, Pfarrer der zuständigen Gemeinde Sankt Jakobus. So habe die Gemeinde sich etwa bewusst gegen eine Orgel entschieden und dafür eine Musikanlage installiert, da regelmäßig eine Band den Gottesdienst begleiten soll.

Sitzbänke in Reih und Glied suche man in Sankt Johannes vergeblich. Dahinter stehe die Idee einer "prinzipiell leeren Kirche", die je nach Bedarf bestuhlt werde, so Gemeindereferentin Christine Sauerborn-Heuser. Zu den Besonderheiten der Kirche gehört der Altar aus Stampfbeton mit Kies und Erden aus Italien. Als Blickfang gilt das "schwebende Dach" mit Rauten aus Holz, Aluminium und Glas.

Die Kosten haben sich den Angaben zufolge in der Bauzeit mehr als verdoppelt: 5,6 Millionen Euro habe das Neubauprojekt am Ende gekostet, so die Stadtkirche. Die Gemeinde wurde dabei vom Bistum Limburg unterstützt. 600.000 Euro brachte die Pfarrei aber selbst auf.

Kirchenneubauten in Deutschland stellten in den vergangenen Jahren die absolute Ausnahme dar. Für das Jahr 2019 ergab eine Umfrage von katholisch.de unter allen 27 deutschen (Erz-)Bistümern, dass nur ein einziges Gotteshaus binnen zwölf Monaten geweiht worden war. (tmg/KNA)