Bedford-Strohm kritisiert Untätigkeit Europas bei Flüchtlingsrettung

EKD-Chef zu Blockade von Rettungsschiffen: Verrat ethischer Traditionen

Veröffentlicht am 10.07.2021 um 17:34 Uhr – Lesedauer: 

Offenburg ‐ Rettungsschiffe würden blockiert, während man sich weigere, die Seenotrettung von Flüchtlingen selbst wieder aufzunehmen: Damit verrieten die europäischen Staaten ihre ethischen Traditionen, kritisiert EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm.

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Einen Verrat an den eigenen ethischen Traditionen wirft der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, den europäischen Staaten bei der Rettung von Flüchtlingen vor. Es sei ein moralischer Skandal, dass Rettungsschiffe blockiert würden, während es die Staaten gleichzeitig ablehnten, selbst die Seenotrettung im Mittelmeer wieder aufzunehmen, sagte er laut Redemanuskript am Samstag in Offenburg. Der EKD-Ratsvorsitzende und bayerische Landesbischof sprach zur Eröffnung der Ausstellung "Grenzenlose Menschlichkeit – Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt." in der Evangelischen Stadtkirche.

Bedford-Strohm warb dafür, Ursachen für Fremdenfeindlichkeit in Deutschland ernstzunehmen. Dazu gehörten Verunsicherung, Angst vor dem Fremden sowie das Gefühl, zu kurz zu kommen. "Darüber müssen wir ins Gespräch kommen, anstatt Menschen vorschnell einen rechtsradikalen Hut aufzusetzen", betonte der Theologe.

Schäuble: Europa muss sich um Ursachenbekämpfung bemühen

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) sagte, Europa müsse sich aus ureigenem Interesse mehr bei der Bekämpfung von Fluchtursachen engagieren. Bei der Frage, wie man Entwicklung etwa in Afrika ermöglichen könne, dürfe man sich nicht darum drücken, die Notwendigkeit militärischer Interventionen zumindest zu diskutieren. Schäuble forderte zudem ein gemeinsames europäisches Asylrecht mit einheitlichen Standards und praktikablen Anerkennungsverfahren.

Christen sind nach den Worten des Bundestagspräsidenten zur Rettung von Menschen aus Seenot verpflichtet. Der Transport der Geretteten in europäische Häfen spiele aber zugleich einem "zynischen Schlepperwesen in die Hände". Der politische Auftrag in diesem Dilemma sei es, menschenwürdig und wirksam die Anreize zu unterbinden, den lebensgefährlichen Weg über das Mittelmeer zu suchen, sagte Schäuble.

Die Offenburger Ausstellung zeigt auf 16 Tafeln Gesichter von Flüchtlingen und deren Rettern sowie pointierte Sätze zur Seenotrettung. Organisiert wird sie von der Stiftung Deutsches-Albert-Schweitzer-Zentrum (Frankfurt a. M.). Schirmherr ist Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU), der an der Eröffnung persönlich teilnahm. Die Ausstellung wurde gemeinsam mit dem Bündnis "United4Rescue" konzipiert, das unter anderem von der EKD getragen wird. (epd)