Kardinal Marx: Bilder haben mich "erschüttert und sehr bewegt"

Bistümer leisten weiter Soforthilfe in Hochwasser-Krise

Veröffentlicht am 20.07.2021 um 14:59 Uhr – Lesedauer: 

München/Bamberg/Köln/Leipzig ‐ Die kirchliche Hilfsbereitschaft für die Betroffenen der Flutkatastrophe in mehreren Regionen Deutschlands ist nach wie vor ungebrochen: Erneut stellten mehrere Bistümer Soforthilfen zur Verfügung. Daneben riefen Bischöfe weiterhin zu Spenden auf.

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Die deutschen Bistümer leisten weiterhin Soforthilfe für die Betroffenen der Flutkatastrophe in mehreren Regionen Deutschland. Die Erzdiözese München und Freising unterstützt die Opfer auf dem Gebiet des Erzbistums sowie in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mit 300.000 Euro. Die Ordinariatskonferenz gab die Summe am Dienstag frei. Der Betrag gehe zur Hälfte an den Caritasverband der Erzdiözese, der den Flutopfern bereits eine Soforthilfe in Höhe von 100.000 Euro zur Verfügung gestellt hatte. Die übrigen 150.000 Euro bekommt laut Mitteilung Caritas International für Westdeutschland. Als internationales Hilfswerk leiste dieses nicht nur weltweite Katastrophenhilfe, sondern unterstütze in Notsituationen wie dieser auch die Hilfe der Caritas in Deutschland. Die Spende solle insbesondere Menschen helfen, die ohnehin schon am Rande der Gesellschaft lebten oder nun über Nacht in existenzielle Not geraten und nicht beispielsweise durch Versicherungen abgesichert seien.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx zeigte sich erschüttert vom Ausmaß der Naturkatastrophe. "Ich bin mit allen, die so viel Leid erfahren haben, und denen schwere Monate und wohl auch Jahre bevorstehen, im Gebet verbunden", schrieb er in einem Brief an seinen Trierer Amtskollegen Stephan Ackermann. Die Bilder aus den Hochwassergebieten hätten ihn "erschüttert und sehr bewegt".

Schick: Eindrücke machen sprachlos

Das Erzbistum Bamberg stellt aus seinem Katastrophenfonds 50.000 Euro zur Verfügung. "Ich habe als Weltkirche-Bischof schon viele Bilder von Katastrophen und schrecklichen Unglücken gesehen, aber diese Eindrücke quasi vor unserer Haustür machen einfach nur sprachlos", erklärte Erzbischof Ludwig am Dienstag. "Mit unserer Geldspende wollen wir ein kleines Zeichen der Solidarität und Hilfsbereitschaft in dieser Jahrhundertkatastrophe in Deutschland geben." Das Geld werde über Caritas International den Betroffenen zugutekommen.

Auch wenn der Zusammenhang des Starkregens mit dem menschengemachten Klimawandel bisher nicht bewiesen sei, so müsse man darin doch eindeutige Warnsignale erkennen, fügte Schick hinzu. "Wetterextreme werden zunehmen und die nächsten Generationen in ihrer Existenz bedrohen, wenn wir nicht heute umkehren und dem Klimaschutz Priorität in allem politischen und gesellschaftlichen Handeln einräumen." Die Kirche, die Gott als Schöpfer bekenne, müsse engagierter Anwalt der Schöpfung als Haus für alle Menschen sein.

Überflutete Häuser in der Ortschaft Schuld an der Ahr
Bild: ©picture alliance/dpa/TNN | Christoph Reichwein (Archivbild)

Die mit einer Drohne gefertigte Aufnahme zeigt die Verwüstungen die das Hochwasser der Ahr in dem Eifel-Ort angerichtet hat. In Schuld bei Adenau waren den Angaben zufolge in der Nacht zum Donnerstag sechs Häuser eingestürzt.

Bereits in den vergangenen Tagen hatten einige deutsche Diözesen und kirchliche Hilfsorganisationen Spendengelder für die Betroffenen bereitgestellt. Unter anderem stellte das Bistum Fulda am Montag 35.000 Euro Soforthilfe bereit. Aus dem Bistum Mainz gab ebenfalls 35.000 Euro für die betroffenen Gebiete in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Das Bistum Limburg gab 100.000 Euro, das Bistum Trier 50.000 Euro. Die Soforthilfen von Caritas international beliefen sich auf 1,5 Millionen Euro. Schon am Freitag hatten die Erzbistümer Paderborn und Köln je 100.000 Euro bereitgestellt. Köln stellte zudem Notunterkünfte zur Verfügung.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki besuchte indessen von der Flutkatastrophe betroffene Gebiete. "Viele standen vor mir mit Tränen in den Augen", sagte er dem Online-Portal domradio.de am Dienstag. Viele Menschen sähen ihr Lebenswerk zerstört. Es gebe jedoch auch große Hilfsbereitschaft. "Was Mut macht ist, dass eine neue Form der Menschlichkeit  – der Mitmenschlichkeit – feststellbar ist." Er sei bewusst nicht in die am schwersten betroffenen Regionen gefahren, um die Arbeit von Einsatzkräften und Notfallseelsorgern nicht zu behindern, so Woelki. Die 100.000 Euro Soforthilfe des Erzbistums sollen schnell dort ankommen, "wo die Not am größten ist". Als Beispiel nannte der Kardinal unter anderem Menschen ohne Obdach und Anwohner, die schweres Gerät anmieten müssen, um Wohnungen freizuräumen. Auch an kirchlichen Gebäuden gebe es Schäden, etwa an Schulen. Experten des Erzbistums seien dabei, dies wahrzunehmen.

Feige: "Nun geht es um unsere Hilfe"

Unterdessen riefen die ostdeutschen Bistümer Magdeburg und Dresden-Meißen zu Spenden und Gebeten für die Flutopfer in Westdeutschland auf. Beide erinnerten daran, wie sie selbst 2003 und 2013 von Hochwasserkatastrophen betroffen waren und Hilfe aus dem Westen erhielten. "Dafür sind wir bis heute sehr dankbar", erklärte Bischof Gerhard Feige am Dienstag in Magdeburg. "Nun geht es um unsere Hilfe – und wir möchten Sie heute um Ihre aktive Solidarität bitten."

Bischof Heinrich Timmerevers sagte in Dresden: "Nach den verheerenden Hochwassern seinerzeit haben wir hier in Sachsen und Ostthüringen viel unkomplizierte Hilfe und großzügige Spenden erfahren. Viele Menschen möchten auch aus dieser Erfahrung etwas zurückgeben und für die vom Hochwasser Betroffenen spenden." Aus dem Bistum Dresden-Meißen werden speziell für Betroffene im Bistum Trier Spenden gesammelt. Auch in Sachsen gab es am Wochenende starke Regenfälle und schwere Überschwemmungen, vor allem in der Sächsischen Schweiz.

Das Bistum Münster stellt 250.000 Euro Soforthilfe für die Flutopfer in Westdeutschland zur Verfügung. "Die apokalyptischen Bilder der Verwüstung aus unserer unmittelbaren Nachbarschaft erschüttern uns zutiefst", sagte Verwaltungsdirektor Ralf Hammecke am Dienstag. "Vielleicht können wir mit der Soforthilfe einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass Menschen schon bald wieder hoffnungsvoller in die Zukunft schauen werden." Das Geld wird laut Angaben über Caritas international verteilt. Die Organisation habe Erfahrung in der Bewältigung von Katastrophen.

Das Bistum Osnabrück will in den Gottesdiensten an diesem Wochenende eine Sonderkollekte für die Opfer der Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands halten. "Es mag ein Tropfen auf den heißen Stein sein, und ist dennoch ein wichtiges Zeichen", schreibt Bischof Franz-Josef Bode in einem am Dienstag auf der Internetseite des Bistums veröffentlichten Blogeintrag. "So können wir die Hilfsbereitschaft vieler Menschen noch unterstützen." Um die aufrichtige und ermutigende Wirkung solcher handfester Zeichen wisse er aus eigener Erfahrung, so Bode weiter. Vor 56 Jahren habe er in seinem Heimatdorf Etteln bei Paderborn selbst "die unheimliche und zerstörerische Kraft ungeheurere Wassermassen" erfahren, die ebenfalls von Starkregen freigesetzt worden seien. Auch damals habe es Todesopfer gegeben. (cph/mal/KNA)

18:10 Uhr: Ergänzt um die letzten beiden Absätze