Aktion von Evangelischer Kirche im Rheinland angestoßen

Glockenläuten für die Flutopfer: Mehrere Bistümer machen mit

Veröffentlicht am 22.07.2021 um 15:15 Uhr – Lesedauer: 5 MINUTEN

Bonn ‐ Einer Initiative der Evangelischen Kirche im Rheinland haben sich auch mehrere katholische Bistümer angeschlossen: Am Freitag sollen in den Gemeinden die Kirchenglocken läuten – als Zeichen der Solidarität mit den Betroffenen der Hochwasserkatastrophe.

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Als Zeichen der Verbundenheit mit den Opfern der Flutkatastrophe in Deutschland sollen am Freitag um 18.00 Uhr in mehreren evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümern die Glocken der Gotteshäuser läuten und Andachten gefeiert werden. An der von der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) initiierten Aktion beteiligen sich unter anderem die (Erz-)Diözesen Aachen, Erfurt, Köln, Limburg, Mainz, Münster, Osnabrück, Speyer und Trier. Am Mittwoch hatte zunächst der Präses der EKiR, Thorsten Latzel, die Gemeinden seiner Landeskirche zur Teilnahme aufgerufen. Im Anschluss daran kündigten weitere Landeskirchen sowie Bistümer an, sich anzuschließen.

"Solch eine Verwüstung ist kaum vorstellbar", schreibt der Limburger Bischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, am Mittwoch in einem Aufruf an die Pfarreien des Bistums. Tausende haupt- und ehrenamtliche Helfer arbeiteten unermüdlich, um Hilfe zu leisten; Tausende Menschen hätten alles verloren. Bislang wisse man "von rund 170 Toten – doch die Sorge ist groß und leider berechtigt, dass diese Zahl weiter ansteigen wird".

Woelki beeindruckt von Solidarität

Das Erzbistum Köln wies in seinem Aufruf darauf hin, dass viele Gemeinden auf seinem Gebiet große Schäden erlitten hätten. Kardinal Rainer Maria Woelki besuche seit dem vergangenen Wochenende Betroffene. "Viele standen vor mir mit Tränen in den Augen. Sie waren völlig fassungslos, wie das Wasser gekommen ist, wie es ihre Wohnungen vernichtet hat", wird Woelki zitiert. Der Kölner Erzbischof sei beeindruckt von der großen Hilfsbereitschaft und Solidarität unter den Menschen in den Gemeinden.

Flutkatastrophe im Westen Deutschlands
Bild: ©picture alliance/AA/Abdulhamid Hosbas

"Solch eine Verwüstung ist kaum vorstellbar": Limburgs Bischof Georg Bätzing zu den Folgen der Flutkatastrophe in mehreren Regionen Deutschlands.

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf betonte in einem Brief an die Gemeinden des Bistums, dass das Läuten den Glocken sowie das gemeinsame Gebet weitere Zeichen der Unterstützung sein könnten. "In einer Zeit großer Not kommen wir an die Grenzen unserer menschlichen Möglichkeiten – das spüren wir in diesen Tagen sehr deutlich", so Kohlgraf. Er sei dankbar, dass viele Menschen im Bistum Mainz ihre Solidarität mit den Betroffenen "in unserer Nachbarschaft" zeigten und für sie beteten.

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck will am Sonntag beim Gottesdienst im Essener Dom für alle Opfer des Hochwassers beten. Bereits am Freitag wird er sich laut Bistum in Altena, Werdohl und Plettenberg einen Eindruck von der Lage vor Ort machen und und mit Betroffenen und Helfern sprechen. Zudem richtet sich der Bischof in einem Brief an die Menschen im vom Hochwasser besonders getroffenen sauerländischen Lennetal. "Neben allen, die Opfer dieser Flutkatastrophe geworden sind, gilt meine Anteilnahme insbesondere den Familien und Freunden der Toten, Verletzten und Vermissten, deren Schicksal noch unklar ist", heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Schreiben.

Unterdessen rief das Erzbistum Berlin seine Kirchengemeinden am Sonntag zu einer Sonderkollekte für die Hochwasseropfer auf. Die Bistumsleitung habe bereits Kontakt mit der Diözese Trier aufgenommen, in dem Ahrweiler und weitere der am stärksten betroffenen Orte liegen, teilte der Ständige Vertreter des Generalvikars, Prälat Stefan Dybowski, am Donnerstag mit. Bereits am Dienstag hatten die ostdeutschen Bistümer Magdeburg und Dresden-Meißen zu Spenden für die Betroffenen der Flutkatastrophe aufgerufen.

Spenden und Sonderkollekten

Auch das Erzbistum Hamburg sammelt Spenden für die Flutopfer in der Region Ahrweiler. "Die betroffenen Menschen brauchen dringend unsere Hilfe", schreibt Generalvikar Ansgar Thim in einem am Donnerstag veröffentlichten Brief an die katholischen Gemeinden in Hamburg, Mecklenburg und Schleswig-Holstein. Jeder Cent gehe an die Sankt-Laurentius-Stiftung Ahrweiler. Sie unterstütze hilfebedürftige Menschen und Familien vor Ort mit Lebensmitteln, Kleidung und Unterkünften. Darüber hinaus würden mit den Mitteln der Stiftung in den nächsten Monaten die massiven Hochwasserschäden gerade im Innenraum der Sankt-Laurentius-Kirche in Ahrweiler behoben, hieß es. Gottesdienste könnten in dieser Kirche, deren aufwendige und langwierige Sanierung erst kurz vor dem Hochwasser abgeschlossen worden sei, auf absehbare Zeit nicht mehr stattfinden.

Das Bistum Erfurt spendet 15.000 Euro Soforthilfe. Zudem wurde eine Notfallseelsorgerin des Bistums freigestellt, um Rettungskräfte aus Thüringen bei ihrem Einsatz im Katastrophengebiet zu begleiten, wie die Diözese am Freitag mitteilte. In den Gemeinden des Bistums Osnabrück wird in den Gottesdiensten am Sonntag für die Flut-Nothilfe gesammelt. In seinem Aunfruf an die Gemeinden schrieb Bischof Franz-Josef Bode: "Es mag ein Tropfen auf den heißen Stein sein, und ist dennoch ein wichtiges Zeichen." Dazu lade er herzlich ein.

Viele deutsche Bistümer hatten sich in der vergangenen Tagen finanziell an der Soforthilfe für die Betroffenen der Flutkatastrophe beteiligt. Das Hilfswerk Caritas international stellte 1,5 Millionen Euro aus Spenden zur Verfügung. Inzwischen wurde der Betrag auf zwei Millionen Euro erhöht. (mal/KNA)

22.7., 17:20 Uhr: Ergänzt um Erzbistum Hamburg; 23.7, 11:40 Uhr: Ergänzt um die Bistümer Erfurt und Osnabrück.