Münsteraner Diözesanrichter: Anti-Modernismus besteht in Kirche fort
Der Münsteraner Diözesanrichter Martin Zumbült hat angesichts der schwindenden Mitgliederzahlen Kritik an der Ausrichtung der katholischen Kirche geübt. Der Anti-Modernismus des 19. Jahrhunderts bestehe institutionalisiert in der Kirche fort, schreibt der Kirchenrechtler in einem am Dienstag veröffentlichten Gastkommentar auf dem Münsteraner Internetportal kirche-und-leben.de. Viele Menschen hätten keine Hoffnung mehr auf Veränderung. "Hinzu kommt die mangelnde Bereitschaft mancher Kirchenfürsten, sich auf kirchen-politisch vermintem Gelände auch politisch zu verhalten."
Kirche könne keine moralische Überlegenheit für sich beanspruchen, wenn sie sich dem kleinsten "gemeinsamen Nenner unseres Zusammenlebens, nämlich der Allgemeinen Menschenrechtskonvention verweigert", so der Theologe und Jurist. "Sie hat zugleich ihre Relevanz in ansonsten relevanten Fragen verloren."
"Verweigerung des Diskurses von Glaube und Vernunft"
Es mangele an Gleichberechtigung und dem Recht auf sexuelle Selbstbestimmung, schreibt Zumbült. Auch strafrechtliche Mindeststandards fänden keinen Eingang in die kirchliche Rechtsordnung. Dies und "der Versuch, dies mit nicht weniger als dem Willen Gottes zu begründen, stellt sich für viele als Verweigerung des Diskurses von Glaube und Vernunft dar".
2020 sind in Deutschland 221.390 Personen aus der katholischen Kirche ausgetreten. Die evangelische Kirche verzeichnete rund 220.000 Austritte. Damit ist der Wert zwar niedriger als im Vorjahr, liegt aber weiterhin auf hohem Niveau. (KNA)