Zimmergenosse zweier Heiliger: Der Jesuit Peter Faber

Ein kleines Zimmer im College Sainte Barbe im Herzen von Paris um 1530. Drei Studenten sitzen beisammen, beraten, wie sie ihr Leben dem größtmöglichen Nutzen für Gott und die Kirche widmen können. Zwei von ihnen, der junge Franz Xaver und der bereits fast 40-jährige Ignatius, sind Adlige aus dem Baskenland. Der dritte hört auf den Namen Peter Faber und ist der Sohn eines Bauern aus Savoyen. Aus ihrem Pariser Studentenzimmer erwuchs die Keimzelle der Jesuiten, eines der erfolgreichsten Orden der katholischen Kirche.
Untrennbar ist die Ordensgründung mit den Personen Ignatius von Loyola, des ersten Ordensgenerals, und dem bekannten Asienmissionar Franz Xaver verbunden. Hingegen ist der Dritte im Bunde, Peter Faber, außerhalb der Gemeinschaft deutlich weniger bekannt.
Der einzige geweihte Priester der Gruppe
Im Dorf Le Villaret, nicht weit vom Mont Blanc im heutigen Frankreich, kam Faber am 13. April 1506 zur Welt. Der Bauernsohn besuchte die Schule, lernte Latein und ging 1525 zum Studieren nach Paris. Dort machte er die Bekanntschaft von Ignatius und Franz Xaver. Gemeinsam mit vier weiteren Mitstudenten – mit Ausnahme von Faber alle aus Spanien – legten sie am Hochfest Mariä Himmelfahrt, dem 15. August 1534, auf dem Pariser Montmartre feierlich ihr Gelübde ab – die Geburtsstunde der Jesuiten. Dabei kam Faber (als zu diesem Zeitpunkt einzigem geweihten Priester der Gruppe) die Aufgabe zu, seinen neuen Mitbrüdern die Messe zu lesen.
Ebenso war es Faber, der später als erstes Ordensmitglied auf deutschem Territorium tätig wurde und damit in direkten Kontakt mit der von Martin Luther losgetretenen Reformationsbewegung kam. Als Teil einer Gesandtschaft Kaiser Karls V. nahm er an Religionsgesprächen mit Protestanten in Worms und Regensburg teil. Anders als viele seiner Zeitgenossen sah Faber schon früh den innerkirchlichen Dialog und die Rückbesinnung als wirksamstes Mittel gegen die Reformation. Lösungen mit Waffengewalt lehnte er ab.

Peter Faber gitl als der "Lieblingsjesuit" von Papst Franziskus.
Gemeinsam mit Petrus Canisius, dem ersten "deutschen" Ordensmitglied, gründete Faber 1544 in Köln die erste Jesuiten-Niederlassung auf deutschem Boden. Doch hielt es ihn in der Folge nicht lange am Rhein. Noch im selben Jahr brach er zu einer Missionsreise nach Spanien und Portugal auf. Die Wege soll Faber, so wird berichtet, größtenteils zu Fuß zurückgelegt haben, mit möglichst wenig Annehmlichkeiten.
Diese Schlichtheit, verbunden mit seinem Pflichtgefühl, führten letztlich auch zu seinem Tod: Als Papst Paul III. ihn und Ignatius 1546 als geistliche Berater zum großen Reformkonzil von Trient (1545-1563) berief, mit dem die katholische Kirche unter anderem der Reformation entgegenwirken wollte, zögerte der Jesuit nicht lange. Obwohl noch unter einem Fieber leidend, machte er sich augenblicklich von Spanien auf den Weg nach Rom; wieder hauptsächlich zu Fuß. Völlig entkräftet soll er letztlich angekommen und der Legende nach am 1. August in den Armen seines Freundes Ignatius gestorben sein.
Heiligsprechung erst im Dezember 2013
Anders als seine beiden ehemaligen Zimmergenossen, die schon 1622 heiliggesprochen wurden, musste Faber lange auf diese höchste Ehrung warten. Erst im Dezember 2013 sprach ihn Papst Franziskus – der erste Jesuit auf dem Stuhl Petri – heilig. Offenbar um den Prozess zu beschleunigen, wählte der Papst das sogenannte gleichwertige Verfahren; eine Art Heiligsprechung auf dem Verwaltungsweg, die keine gesonderte Zeremonie erfordert.
Faber gilt als Franziskus' "Lieblingsjesuit" und als sein geistliches Vorbild. An ihm schätze er besonders "die schlichte Frömmigkeit, vielleicht eine gewisse Naivität; die unmittelbare Verfügbarkeit, seine aufmerksame innere Unterscheidung; dass er ein Mann großer und starker Entscheidungen und zugleich fähig war, so sanftmütig zu sein", erklärte Franziskus einem Ordensbruder im Gespräch. So dürfte denn auch die Wahl des Datums für die Heiligsprechung Fabers nicht zufällig gewählt gewesen sein: Am 17. Dezember, seinem 77. Geburtstag, stellte Franziskus den Bauernsohn aus Savoyen seinen erleuchteten Zimmergenossen gleich.