Das Bistum Passau hat einen neuen Bischof

Journalist, Jongleur, Junior-Bischof

Veröffentlicht am 04.04.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Porträt

Bonn ‐ Freitag, 12 Uhr: Die Glocken des Passauer Stephansdoms läuten das Ende des Wartens auf den neuen Bischof ein. Nur wenige Minuten später ist es amtlich: Der Benediktbeurer Salesianerpater Stefan Oster (48) leitet bald Bayerns östlichste Diözese, und wie Altbischof Wilhelm Schraml (78) stammt er aus der Oberpfalz. Der gebürtige Amberger wird der jüngste Diözesanbischof im deutschen Episkopat sein - und der zweite Ordensmann.

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Erst im Sommer vergangenen Jahres war Oster der Job abhanden gekommen. Mit der Einstellung des Lehrbetriebs der ordenseigenen Philosophisch-Theologischen Hochschule in Benediktbeuern aus Kostengründen fiel auch sein Lehrstuhl für Dogmatik weg. Auf dem saß schon einmal ein späterer Bischof: Alois Kothgasser, der 1997 nach Innsbruck berufen wurde, 2002 nach Salzburg.

Monatelange Spekulationen gingen der Ernennung voraus

Die monatelangen Spekulationen hatten auch etwas Zermürbendes. Seit Wochen wussten Insider zuverlässig, dass nur noch Oster im Rennen war, es stand in allen Zeitungen, aber die Ernennung wollte und wollte nicht erfolgen. Dabei strapazierte die Hängepartie nicht nur die Geduld der Bistumsverantwortlichen und der Gläubigen, sondern auch den Erwählten selbst und dessen Ordensgemeinschaft.

Bild: ©KNA

Der Salesianerpater Stefan Oster wird neuer Bischof von Passau.

Oster ist ein Vertrauter des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer. Dieser holte ihn vergangenes Jahr in die Programmkommission des Regensburger Katholikentags. Die Verbindung rührt her aus gemeinsamen Zeiten in Trier, wo der Ordensmann zu Voderholzers akademischem Schüler wurde. 2009 habilitierte er sich bei ihm mit einer Arbeit über "Person und Transubstantiation. Mensch-Sein, Kirche-Sein und Eucharistie - eine ontologische Zusammenschau".

Ausbildung zum Redakteur absolviert

Das theologische Fachvokabular hat der Salesianer drauf, er kann sich aber auch im Alltag verständlich machen. Gelernt hat er das in seinem ersten Beruf. Denn nach dem Abitur 1984 machte er eine Ausbildung bei Zeitung und Privatrundfunk zum Redakteur. Darauf sattelte der junge Mann ein Studium der Philosophie, Geschichte und Religionswissenschaften in Regensburg, Kiel sowie im englischen Keele und Oxford. Bis es ihn in anderer Weise packte.

1995 schloss er sich den Salesianern Don Boscos an. Warum? "Weil ich gespürt habe, ich soll Jesus nachfolgen, aber auch weil ich fasziniert war von Don Bosco, der sich mit jungen Menschen beschäftigt hat und dazu beitragen wollte, dass ihr Leben gelingt." Es war die Zäsur in seinem Leben und bedeutete auch, sich von der Freundin zu trennen.

Theologie studierte er erst nach dem Ordenseintritt

Theologie studierte er erst nach dem Ordenseintritt. 2001 folgte die Priesterweihe in Augsburg. Sich auseinandersetzen, diskutieren und philosophieren zählt zu Osters Leidenschaften. Deshalb ist für ihn Dialog kein Unwort: "Es ist wichtig, dass in der Kirche ein Dialog geführt wird, denn wir müssen uns gegenseitig immer wieder ins Verstehen helfen."

Dabei müsse auch die amtliche Seite verstehen lernen, wo die Menschen stünden, die mit Fragen kämen, ist der Pater überzeugt. Ganz Dogmatiker, will er den Leuten zugleich helfen, in der Tiefe zu verstehen, was die Kirche als verbindliche Glaubenslehre formuliert. Als Journalist hat der Salesianer keine Berührungsängste gegenüber Medien. 1999 war er einer der Protagonisten, die unter dem Motto "Coole Mönche, oder was?" für den Orden im Jugendmagazin der "Süddeutschen Zeitung" warben. Im Bayerischen Fernsehen erzählte er bei einer nächtlichen Fahrt mit der Straßenbahn von seinem Leben.

Und dann sind da noch seine Auftritte als Jongleur. Mit frechem Käppi, Don-Bosco-T-Shirt und bunter Hose hält er mühelos drei Bälle in der Luft. Dazu trägt er die Geschichte von der Suche nach einem erfüllten Leben vor - in Gedichtform. Die Performance berührt. Wer es schafft, in artistischer Manier so viele Dinge gleichzeitig zu tun, hat wohl nicht die schlechtesten Voraussetzungen für das Bischofsamt.

Von Barbara Just und Christoph Renzikowski (KNA)

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