Nach Grünen-Wahlwerbespot: Keine Konsequenzen für beteiligten Pfarrer
Der Kurzauftritt eines evangelischen Pfarrers in einem am Dienstag veröffentlichten Wahlwerbespot der Grünen hat für den Theologen kein innerkirchliches Nachspiel. Wie ein Sprecher der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) am Mittwoch auf Anfrage von katholisch.de erklärte, habe der in dem Video auftretende Groß-Gerauer Pfarrer Peter Dennebaum seine vorgesetzte Dekanin vorab über seine Mitwirkung an dem Video informiert und auch sonst nicht gegen Regeln der Landeskirche verstoßen. Das gelte auch für das von Dennebaum in dem Werbespot getragene Collarhemd und die darüber liegende "Phantasie-Stola", bei denen es sich aus Sicht der EKHN "im formellen Sinn" nicht um Dienstkleidung handele. Dienstkleidung sei nach der Verordnung der Landeskirche nur der Talar.
Die Grünen hatten am Dienstag einen neuen Werbespot für die bevorstehende Bundestagswahl veröffentlicht. Darin singen verschiedene Menschen eine umgedichtete Version des bekannten Volkslieds "Kein schöner Land" und beschwören unter dem Titel "Ein schöner Land in dieser Zeit" Aufbruch und gemeinsame Werte. Etwa bei Sekunde 16 ist Dennebaum kurz zu sehen, wie er neben der liberalen Imamin Rabeah Müller auf einer Bank sitzend die Zeile "Müssen uns're Erde wahr'n" singt. Das Video erntete am Dienstag in sozialen Netzwerken überwiegend Kritik und Spott.
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Der Sprecher der EKHN betonte mit Blick auf Dennebaums Auftritt, dass parteipolitisches Engagement durchaus mit einem kirchlichen Amt vereinbar sei. "Es darf allerdings die Ausübung des kirchlichen Auftrags nicht beeinträchtigen. Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn ein Pfarrer sich so pointiert für ein heftig umstrittenes Thema engagierte, dass er für andersdenkende Menschen keine Vertrauensperson mehr sein kann", so der Sprecher. Auf den sekunden-kurzen Auftritt Dennebaums treffe dies jedoch nicht zu: "Im Gegenteil: Der Spot ist erkennbar eher volkstümlich angelegt und zeigt exemplarisch die ganze Bandbreite der Bevölkerung. Dazu gehört durchaus auch eine geistliche Person – das passt zu unserer volkskirchlichen Tradition, die nach wie vor auch unseren Anspruch beschreibt."
Dennebaum engagiert sich laut einem Bericht des Internetportals "Die Eule" schon lange für die Grünen und ist dort unter anderem einer der Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft Christinnen und Christen. Der Pfarrer, der katholisch erzogen wurde, setzt sich laut dem Bericht vor allem für den interreligiösen Dialog und die Anerkennung von LGBTQI* in Kirche und Gesellschaft ein. (stz)