Verloren geglaubte Glocke kehrt aus Münster nach Polen zurück
Eine verloren geglaubte Glocke hat eine katholische Kirchengemeinde im polnischen Slawiecice (früher Ehrenforst) vom Bistum Münster nach 77 Jahren zurückerhalten. Die aus dem Jahr 1555 stammende Glocke stand jahrzehntelang im Innenhof des Münsteraner Kirchengerichts, wie die Diözese am Mittwoch mitteilte. Im Zweiten Weltkrieg hatte die schlesische Gemeinde Heilige Katharina aus Alexandrien die Glocke als "kriegswichtiges" Material abgeben müssen; sie wurde aber nicht zu Waffen oder Munition verarbeitet. Vom zentralen Glockensammelplatz in Hamburg war sie nach Kriegsende nach Münster gelangt.
Die Glocke gehörte den Angaben zufolge zu den rund 1.300 Exemplaren aus den ehemaligen Ostgebieten, deren Rückgabe die britische Militärregierung nach Kriegsende untersagt hatte. Da sie in Hamburg nicht bleiben konnten, wurden sie als sogenannte Patenglocken an westliche Kirchengemeinden ausgeliehen. "Auch das Bistum Münster hat mehrere Glocken zugesprochen bekommen", so der Leiter der Abteilung Kunst und Kultur im Bischöflichen Generalvikariat in Münster, Thomas Flammer.
Mitglieder der Kirchengemeinde aus Polen hatten zwei Jahre nach "ihrer" Glocke gesucht, wie es hieß. Ortspfarrer Marian Bednarek habe über Fachliteratur herausbekommen, dass sich die vermisste Glocke in Münster befand. 2019 sei die Glocke dann entdeckt worden und nach Überwindung bürokratischer Hürden nun an ihren Ursprungsort zurückgekehrt. So habe das Bundesinnenministerium grünes Licht geben müssen, da sich die Glocke offiziell im Besitz der Bundesrepublik befinde. Im Spätherbst oder im Frühjahr solle die Glocke im Rahmen eines großen Festes in Slawiecice, heute ein Ortsteil von Kedzierzyn-Kozle im Südwesten Polens, aufgehängt werden. (KNA)