Hungerstreik für Öffnung: Streit um Kirche im Braunkohletagebau
Im Streit um die Zukunft der vom Braunkohletagebau bedrohten Keyenberger Heilig-Kreuz-Kirche will ein Gummersbacher Denkmalexperte mit einem Hungerstreik eine Öffnung der Kirche erzwingen. Einem Bericht der "Rheinischen Post" vom Montag zufolge wolle der "Hausforscher" Uwe Brustmeier am Dienstagmorgen mit seinem Hungerstreik für eine Öffnung der geschlossenen Kirche und die Rückkehr der am vergangenen Freitag überraschend ausgebauten Kirchenglocken demonstrieren.
Der Aktivist, der sich in der Organisation "Denkmal an der Kante" engagiert, habe zuvor die Erkelenzer Pfarrei Christkönig, zu der Keyenberg gehört, angefragt, ob die Kirche zum "Tag des offenen Denkmals" am kommenden Sonntag geöffnet werden können. "Das sollte nicht zu einer politischen Diskussion führen, sondern ausschließlich für geschichts- und kulturbewusste Menschen geschehen, die die Kirche noch einmal sehen möchten, bevor sie vernagelt und verbrettert wird", so Brustmeier gegenüber der "Rheinischen Post". Die Entscheidung zum Hungerstreik habe er bereits vor dem Ausbau der Glocken getroffen. "Es stand für mich fest, dass ich den maximalen Druck aufbauen muss. Mit dieser möglicherweise gesundheitsschädigenden Aktion können die Entscheidungsträger am wenigsten umgehen. Ich hoffe, dass ich so in Verhandlungen komme, um die Kirche am Sonntag öffnen zu können", betont Brustmeier.
Die Kirche im vom Tagebau bedrohten Ort ist seit einigen Monaten nicht mehr zugänglich. Am Freitag informierte das Bistum Aachen in einer Pressemitteilung über die Entfernung der Glocken. Sie sollen künftig in der neuen Kapelle St. Petrus Keyenberg hängen, die im Frühjahr 2022 fertiggestellt werden soll.
Bischof Dieser für früheren Ausstieg aus Kohleverstromung
Ob der Keyenberg tatsächlich dem Braukohletagebau zum Opfer fallen wird, ist noch unklar. Bereits 2019 hatte die Pfarrei Christkönig nach Angaben des Bistums alle kirchlichen Gebäude und Grundstücke in den Orten Keyenberg, Berverath, Kuckum, Ober- und Unterwestrich an RWE Power verkauft. "Für die von der Umsiedlung betroffenen Menschen in den Gemeinden gab es mit dem Verkauf der Kirche nach jahrelangem Kampf und Ungewissheit eine klare Perspektive", so das Bistum. Bischof Helmut Dieser forderte zugleich eine schnelle Entscheidung über den Erhalt der Dörfer, die nach aktuellem Stand erst 2026 erfolgen soll. Dieser erneuerte zugleich seine Forderung, früher aus der Kohleverstromung auszusteigen und den Strukturwandel sozialverträglich zu gestalten.
Die Initiative "Die Kirche(n) im Dorf lassen" kritisierte am Samstag die Pressemitteilung des Bistums und wandte sich gegen die Entfernung der Kirchenglocken. "Es drängt sich die Vermutung auf, dass trotz entgegengesetzter Aussagen des Bischofs Keyenberg durch die Amtskirche für die Übernahme durch den Tagebau vorbereitet werden soll", so die Initiative. Der Abbau der Glocken sei der erste Schritt "einer stückweisen Zerstörung der Kirche, welche ihren Ursprung in dem Wunsch einer weiteren preisgünstigen Kohleverstromung" habe. (fxn)