Augsburger Oberhirte bei interreligiösem G20-Forum in Bologna

Bischof Meier: Respekt unerlässlich für Gespräch zwischen Religionen

Veröffentlicht am 13.09.2021 um 16:54 Uhr – Lesedauer: 

Bologna/Bonn ‐ "Eine nicht-dialogische Kirche liefe letztlich Gefahr, zum eitlen Selbstzweck zu werden", betont Augsburgs Bischof Bertram Meier. Es gehe beim Dialog mit anderen Religionen jedoch nicht um Relativismus oder Synkretismus.

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Der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) für Interreligiösen Dialog, Bischof Bertram Meier, hat gegenseitigen Respekt als unerlässlich für das Gespräch zwischen den Religionen betont. "Grundlage ist eine Haltung der gegenseitigen Achtung und Anerkennung", sagte er am Montag in Bologna beim internationalen "G20 Interfaith Forum 2021". Schon Papst Paul VI. habe in der Enzyklika "Ecclesiam suam" von 1964 als Ziele des interreligiösen Dialogs umrissen, dass die Gläubigen der Religionen sich gemeinsam für Religionsfreiheit, menschliche Brüderlichkeit sowie soziale, kulturelle und staatliche Belange engagieren, so der Augsburger Bischof.

Der Vorsitzende der DBK-Unterkommission für den Interreligiösen Dialog äußerte sich als Teilnehmer des bis Dienstag dauernden Forums. Das hochrangige Treffen religiöser und politischer Verantwortungsträger findet im Rahmen der italienischen G20-Präsidentschaft unter dem Motto "Zeit zu heilen: Frieden unter den Kulturen, Verständigung zwischen den Religionen" statt. Zu unterschiedlichen Themenfeldern sollen Handlungsempfehlungen für die Regierungschefs der G20 formuliert werden, die Ende Oktober zum 16. Gipfeltreffen in Rom zusammenkommen.

Nicht-dialogische Kirche laufe Gefahr, zum eitlen Selbstzweck zu werden

In seinem Vortrag betonte Meier auch die Bedeutung des Dialogs für die Kirche selbst. "Eine nicht-dialogische Kirche liefe letztlich Gefahr, zum eitlen Selbstzweck zu werden", so der Bischof. "Es geht beim Dialog nicht um Relativismus oder Synkretismus; markante Unterschiede werden in den Konzilstexten keineswegs verschwiegen. Auch geht es nicht darum, dass die Kirche ihren Auftrag, die Botschaft Jesu Christi zu verkünden, zugunsten einer oberflächlichen Harmonie an die zweite Stelle setzt, ganz im Gegenteil." Ein aufrichtiger Dialog müsse ohne Hintergedanken und taktische Erwägungen geführt werden, so Meier. Maßgeblich sei die Hochachtung vor dem anderen. "Andererseits dürfen Dialog und Verkündigung aber auch nicht als Widerspruch aufgefasst werden."

Gerade Papst Franziskus erinnere eindringlich daran, dass alle Menschen - unabhängig von Religion und Weltanschauung - Schwestern und Brüder seien. "Wer an Gott glaubt, ist dazu berufen, die Geschwisterlichkeit unter den Menschen erfahrbar werden zu lassen. Hierin liegt eine starke, theologisch begründete Motivation, immer wieder den Dialog zu suchen - auch und gerade unter widrigen Umständen. Ohne Dialog ist viel verloren; doch mit dem Dialog können wir einiges gewinnen: mehr Frieden und mehr Verständnis unter den Religionen", sagte Bischof Meier.

Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella würdigte das interreligiöse Forum als weitsichtigen Schritt. Die Idee, gleichzeitig mit dem G20-Gipfel Wissenschaftler, Vertreter von Religionen und Zivilgesellschaft zum Thema Religion zusammenzubringen, sei wichtig, wenn "es erneut Versuchungen gibt, religiöse Ausdrucksformen zur Konfrontation anstatt zum Dialog zu nutzen", schrieb das Staatsoberhaupt zur Eröffnung der dreitägigen Versammlung am Sonntag. Gleichzeitig, so der Staatspräsident weiter, wachse die Anerkennung des konstruktiven Beitrags von Religionen für Frieden und Kooperation angesichts großer Herausforderungen der gesamten Menschheit. (tmg/KNA)