Kohlgraf: Kirche muss kreativ in die Gesellschaft hineingehen
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat die katholische Kirche dazu aufgerufen, trotz sinkender Mitgliederzahlen weiterhin gesellschaftlich präsent zu bleiben. "Wir werden den Trend nicht umkehren, aber wir müssen kreativ und innovativ in die Gesellschaft hineingehen", sagte Kohlgraf am Sonntag bei einer Podiumsdiskussion mit der neuen Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich, in Worms. Weil die Menschen heute nicht mehr automatisch katholisch seien, müsse die gesellschaftliche Relevanz von Kirche begründet werden – "aber wir haben diese guten Gründe". Zugleich betonte der Bischof, dass die Kirche selbst den Glauben nicht mache. "Wir bieten den Glauben an und müssen auch damit leben, dass sich junge Menschen auf andere Wege begeben."
Mit Blick auf das gesellschaftliche und soziale Engagement der Kirche versicherte Kohlgraf, dass man sich auch in Zukunft gute Kitas leisten werde. "Wir arbeiten gerade an Qualitätsstandards, die verschiedene Aspekte berücksichtigen. Etwa auch, ob eine Kita in einem sozialen Brennpunkt liegt, oder, inwieweit sie dem kirchlichen Auftrag entspricht", so der Mainzer Oberhirte. Heinrich rief dazu auf, die Kirchen in Deutschland nicht kleiner zu reden, als sie seien: "Ich glaube, wir sind trotzdem noch ein gesellschaftlich relevanter Player, und geringere Mitgliederzahlen heißen nicht, dass wir weniger wirksam sind."
Zur Frage nach der Rolle von Frauen in der katholischen Kirche erklärte Kohlgraf, dass dieses Thema nicht vom Tisch sei. "Die Diskussionen sind da, und wir brauchen andere Begründungsmuster, mit einem 'Basta' ist es nicht getan", sagte der Bischof. Er wünsche sich mehr Frauen in qualifizierten Leitungspositionen in der Kirche. "Da müssen wir ran", so Kohlgraf wörtlich. Heinrich betonte, dass sie es immer wieder beeindruckend finde, mit welcher Inbrunst Frauen katholische Theologie studierten, obwohl sie doch davon ausgehen müssten, "immer gegen Mauern zu laufen, wenn sie in dem Laden bleiben". (stz)