Novell soll Kurs zu "Bekräftigung seiner Heterosexualität" absolviert haben

Ex-Bischof wegen Konversionstherapien bei Ministerium gemeldet

Veröffentlicht am 14.09.2021 um 13:46 Uhr – Lesedauer: 

Madrid ‐ Vor kurzem hatte Bischof Xavier Novell für Aufsehen gesorgt, weil er seinen Amtsverzicht erklärte – Berichten zufolge aufgrund einer Beziehung zu einer Frau. Nun hat eine Gruppe, die gegen Konversionstherapien kämpft, ihn bei der Regierung gemeldet.

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Der emeritierte Bischof von Solsona, Xavier Novell, ist von der "Spanischen Vereinigung gegen Konversionstherapien" wegen seiner Unterstützung dieser umstrittenen Kurse beim Ministerium für Gleichstellung in Madrid gemeldet worden. Die Organisation habe in einem Bericht an das Ministerium über das geplante Gesetzesvorhaben zur Gleichstellung von Trans-Personen und Wahrung der Menschenrechte von Menschen aus der LGBTQIA+-Community ausdrücklich den Fall Novell erwähnt, sagte der Vorsitzende der Vereinigung, Saúl Castro, am Dienstag gegenüber dem Magazin "Vida Nueva". Damit wies Castro Medienberichte der vergangenen Tage zurück, nach denen der Verein eine rechtliche Klage gegen Novell eingereicht habe.

Der 52-jährige Novell hatte bei Papst Franziskus aus "strikt persönlichen Gründen" sein Rücktrittsgesuch eingereicht, das dieser Ende August angenommen hatte. Vor einer Woche berichteten verschiedene Medien unter Bezug auf Informationen aus dem Umkreis des emeritierten Oberhirten, dass der Grund für seinen Rücktritt die Beziehung zu einer 1983 geborenen Psychologin und Autorin von erotischen Romanen sei. Zudem wurde bekannt, dass Novell eine Privataudienz bei Franziskus im Vatikan hatte, bei der er mit dem Kirchenoberhaupt über sein Rücktrittgesuch gesprochen habe. Jüngst hatte der Vorsitzende der Spanischen Bischofskonferenz, Kardinal Juan José Omella, angesichts der Spekulationen der Medien über das Privatleben Novells zur Achtung von dessen Privatsphäre aufgerufen.

Novell soll an Hochzeit von "Geheiltem" teilgenommen haben

Die Vereinigung bereite eine Klage gegen die ultrakonservative Gruppe "Verdad y Libertad" ("Wahrheit und Freiheit") vor, deren angebotene Konversionstherapien von Novell unterstützt wurden, sagte Castro weiter. Die Möglichkeiten, die Kurse für Homosexuelle anzuzeigen, seien jedoch gering, da meist nicht eindeutig bewiesen werden könne, dass eine Straftat vorliege. "Nur durch das Aufweisen von bestimmten psychischen Folgen kann man etwas machen", so Castro. Er hoffe bei diesem Punkt auf eine Gesetzesänderung. Die Teilnehmer der angeblichen "Heilungstherapien" für Homosexuelle seien oft schwule Männer, die in ihrer Jugend und danach in einem stark religiös geprägten Familienumfeld lebten.

Medienberichten der vergangenen Woche zufolge soll auch Novell zur "Bekräftigung seiner Heterosexualität" an einer sogenannten Konversationstherapie teilgenommen haben. Ein ehemaliger Teilnehmer eines von "Verdad y Libertad" angebotenen Kurses berichtete, dass dies im Zeitraum von 2018 bis 2020 geschehen sei. Novell soll zudem an der Hochzeit eines "geheilten" Mitglieds der Gruppe in Madrid teilgenommen haben. Im Juli hatte "Vida Nueva" berichtet, dass der Vatikan den spanischen Bischöfen verboten habe, die ultrakatholische Vereinigung zu unterstützen. Sie dürfe unter keinen Umständen als "kirchliche Organisation" bezeichnet werden. (rom)