Osteuropa-Hilfswerk Renovabis: Amtswechsel beim Ökumene-Kongress
"Renovabis" heißt die Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken für Mittel- und Osteuropa. Der lateinische Name geht auf einen Bibelpsalm zurück und bedeutet "Du wirst erneuern". Einen personellen Neustart vollzog das in Freising ansässige Hilfswerk auch selbst bei seinem 25. Internationalen Kongress.
In der Berliner Katholischen Akademie und live auch per Internet gab es einen Stabwechsel an der Spitze von Renovabis. Nach fünfjähriger Amtszeit wurde Pfarrer Christian Hartl (56, Foto) am Donnerstagabend als Hauptgeschäftsführer verabschiedet und Pfarrer Thomas Schwartz (57) als Nachfolger vorgestellt, der die Leitung am 1. Oktober übernimmt. Hartl wird Bischöflicher Beauftragter für geistliches Leben im Bistum Augsburg.
Kardinal Koch und Erzbischof Schick danken Hartl
Für sein Wirken in Deutschlands jüngstem katholischem Hilfswerk erhielt Hartl hohes Lob. So dankte ihm der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, für eine kompetente Leitung von Renovabis sowie für sein Mitwirken im katholischen Komitee für die kulturelle Zusammenarbeit mit orthodoxen Kirchen. Dem schloss sich im Namen der Deutschen Bischofskonferenz der Leiter ihrer Weltkirche-Kommission, der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, an. Den Dank des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), aus dem vor 28 Jahren die Initiative zur Gründung von Renovabis kam, übermittelte dessen Generalsekretär Marc Frings.
In einer Bilanz seiner Amtszeit dankte Hartl den Spenderinnen und Spendern und weiteren Unterstützern des Hilfswerks. Sie hätten es ermöglicht, dass Renovabis seit 1993 rund 25.200 Projekte in 29 Ländern mit insgesamt 800 Millionen Euro fördern konnte. Noch wichtiger als finanzielle Hilfe sei aber "die Pflege von Beziehungen auf Augenhöhe", betonte er.
Dieser Sicht schloss sich sein Nachfolger an. Renovabis sei zu einem "glaubwürdigen Dialogpartner" mit den Kirchen in Mittel- und Osteuropa und mit der Zivilgesellschaft geworden, betonte Schwartz. "Dies zu vertiefen, sehe ich als Chance", sagte er in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Die Möglichkeiten dazu hatte der Kongress mit Kirchenvertretern aus Mittel- und Osteuropa ausgelotet, bei dem es vor allem um die Ökumene ging. Dabei betonte der Berliner Erzbischof Heiner Koch, der in der Deutschen Bischofskonferenz für Renovabis zuständig ist, dass angesichts von immer mehr konfessionslosen Menschen ein enges Verhältnis zwischen katholischen, evangelischen und orthodoxen Christen auch im Osten Europas immer wichtiger werde.
Feige: Von Orthodoxen für katholische Weltsynode lernen
Der Belgrader katholische Erzbischof Stanislav Hocevar berichtete, für die Völker auf dem Balkan sei es das größte Problem, zu einer einheitlichen Interpretation ihrer konfliktreichen Geschichte zu kommen. In ihren ökumenischen Beziehungen könnten die Christen Vorbilder für die ganze Gesellschaft darin sein, Besonderheiten wechselseitig zu respektieren, empfahl die Äbtissin der Prager Benediktinerinnenabtei Venio, Francesca Simuniova. Der russisch-orthodoxe Theologe Evgeny Pilipenko vom Moskauer Patriarchat warnte dabei vor einer abgehobenen Form der Ökumene, die nur von Fachleuten, nicht auch den Gläubigen getragen werden.
Für verstärkte Kontakte mit den orthodoxen Kirchen warb auch der Magdeburger Bischof Gerhard Feige, der die Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz leitet. Aktuelle Probleme forderten auch die Kirchen zu gemeinsamen Antworten heraus, betonte Feige. Er nannte einen wachsenden Populismus, die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise, die Flüchtlingskrise und ein "drohendes Scheitern des europäischen Gedankens". Der Beitrag der Kirchen zu Lösungen werde umso überzeugender, je mehr sie sich untereinander einig seien.
Für die katholische Kirche gibt es nach Auffassung des Magdeburger Bischofs noch einen weiteren Ansporn zum Blick in die Orthodoxie: Von deren Erfahrungen mit Kirchenversammlungen könne sie bei den im Oktober beginnenden Vorbereitungen lernen, die nach dem Willen von Papst Franziskus in zwei Jahren in eine Weltbischofssynode münden sollen.