Heße tritt erstmals wieder öffentlich als Erzbischof von Hamburg auf
Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße hat kommenden Samstag seinen ersten öffentlichen Auftritt seit seinem Rücktrittsgesuch im März. Zusammen mit Weihbischof Horst Eberlein hält er einen Gottesdienst mit 500 Teilnehmenden auf dem Platz vor dem Sankt-Marien-Dom, wie das Erzbistum mitteilte. Die Feier, bei der Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) ein Grußwort sprechen wird, finde anlässlich der Zusammenlegung mehrerer Gemeinden in Hamburg zur neuen katholischen Pfarrei Sankt Ansgar statt.
Heße hatte am 18. März Papst Franziskus seinen Amtsverzicht angeboten, nachdem ihm ein Gutachten Fehlverhalten im Umgang mit Missbrauchsfällen nachwies. Die Gutachter werfen dem Erzbischof vor, während seiner Zeit als hoher Amtsträger im Erzbistum Köln unter anderem Verdachtsfällen von sexuellen Übergriffen durch Priester nicht hinreichend nachgegangen zu sein. Vergangene Woche lehnte Franziskus das Rücktrittsgesuch ab. Kritiker zeigten sich enttäuscht und sprachen von einem "Schlag ins Gesicht für Betroffene von sexueller Gewalt". Befürworter äußerten sich vor allem erleichtert darüber, dass die Entscheidung nun getroffen und jetzt wieder Schritte nach vorne getan werden könnten.
Bätzing zeigt Verständnis für Irritationen
Bei seinem Auftaktpressestatement zur Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) hatte auch deren Vorsitzender Georg Bätzing zu dem Fall noch einmal Stellung genommen und Verständnis für die vorwiegend negativen Reaktionen auf die Nichtannahme des Rücktritts gezeigt. "Es gibt viele Menschen, die dieses Zeichen irritiert. Ich kann das gut verstehen", sagte der Limburger Bischof am Montag. Der Papst habe sich bei der Entscheidung allerdings an verschärftes Recht gehalten. Im Fall Heße sei er zu dem Entschluss gekommen, dass "keine aktive willentliche Vertuschung vorliegt", so Bätzing.
Die neue Pfarrei Sankt Ansgar entsteht laut Erzbistum Hamburg aus den vier bisher selbstständigen Pfarreien Sankt Marien im Stadtteil Sankt Georg, Sankt Ansgar in der Neustadt, Sankt Sophien in Barmbek und Sankt Joseph in Altona. Die Zusammenlegung der Gemeinden sei Teil eines Erneuerungsprozesses im Erzbistum Hamburg. Aus ehemals 88 selbstständigen Pfarreien sollen bis zum kommenden Jahr 28 Pfarreien werden. (tmg/KNA)