Bischöfe sollen über Umkehr nicht nur sprechen
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"Kehrt um und glaubt, erneuert die Welt." So geht ein Kanon, der schon 1982 mit Inbrunst auf dem gleichnamigen Katholikentag gesungen wurde. Bald schon wird den Gottesdienstteilnehmern in den Kirchen wieder Johannes der Täufer vorgestellt. Im Advent nämlich wird er wieder in der Wüste die Umkehr beschwören, und manch ein Prediger wird von der Kanzel die alljährliche "Kehrt um!"-Adventspredigt intonieren. 2018 hatte der damalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchener Kardinal Reinhard Marx an die Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe ebenfalls eine Art "Kehrt um!"-Ansprache gerichtet. Damals hatten die Bischöfe die Ergebnisse der von ihnen in Auftrag gegebenen MHG-Studie entgegengenommen. "Wir müssen viel weiter gehen: hinhören, verstehen, Konsequenzen ziehen" sagte Marx damals. Ein paar Gutachten später ist ein Bischof, dessen Rücktrittsangebot aufgrund gutachterlich festgesteller Pflichtverletzungen von Papst Franziskus abgelehnt wurde, wieder bereit "ausdrücklich Verantwortung" in seinem Bistum zu übernehmen. Ein paar andere stehen auf Stand By. Und sonst? Nichts weiter.
Nun ist wieder Herbstvollversammlung. Der nächste "Kehrt um!"-Appell. Es brauche den Geist und den Mut zur Umkehr. So der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing in seiner Predigt vor seinen Amtskollegen in Fulda.
Johannes der Täufer hatte die Autorität, die Menschen zur Umkehr aufzurufen, weil er sich selbst von der Umkehr nicht ausgenommen hat. Eigen-Umkehr zu wildem Honig, Heuschrecken und einem Leben in der Wüste. Alle Achtung. Das aber scheint der Unterschied zur kirchenamtlichen "Kehrt um!"-Rhetorik zu sein, die Umkehr halt vornehmlich von den anderen erwartet. Glaubwürdigkeit und Autorität gewinnen wird aber der, der selbst den Johannes macht und mit der Umkehr und neuem Denken bei sich selbst beginnt. "Kehrt um! Denkt neu!" Alles darunter werde der Wucht des auslösenden Skandals und der Dramatik der Entkirchlichung nicht gerecht, so Bätzing. Wirklich? Wenn die Wucht so groß ist: Was verhindert noch die Segnung von homosexuellen Menschen, die sich lieben? Was verhindert die tatsächliche Gleichstellung von Frauen? Wenn die Dramatik tatsächlich so groß ist, möchte man zurückrufen: "Dann fang doch an!"
Der Autor
Peter Otten ist Pastoralreferent in der Pfarrgemeinde St. Agnes in Köln. Seit einigen Jahren bloggt er unter www.theosalon.de.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.