Nur wenige sehen Religionen als gesellschaftlichen und politischen Akteur

Studie: Mehrheit der Deutschen hält Religion für unwichtig

Veröffentlicht am 23.09.2021 um 10:07 Uhr – Lesedauer: 

Lindau ‐ "Überhaupt nicht wichtig" oder "nicht wichtig": So beschreibt eine deutliche Mehrheit der Deutschen ihre persönliche Einstellung zur Religion. Zudem bejaht nur eine Minderheit, Glaubensgemeinschaften trügen positiv zu einer gerechten Welt bei.

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Für die meisten Deutschen spielt Religion persönlich keine Rolle. 61 Prozent von ihnen ist sie "überhaupt nicht wichtig" oder "nicht wichtig", wie aus der repräsentativen Studie "Glaube - Nachhaltigkeit - Gerechtigkeit" hervorgeht. Das teilte die verantwortliche Stiftung Friedensdialog am Donnerstag in Lindau mit. Sie ließ die Erhebung vom Meinungsforschungsinstitut YouGov anfertigen, um die Einstellungen der Deutschen zu Fragen von Nachhaltigkeit und globaler Gerechtigkeit zu untersuchen; auch das Thema Religion und Glaube wurde behandelt.

Insgesamt 33 Prozent der Deutschen sagten, ihnen sei Religion "wichtig" oder "sehr wichtig", hieß es. 30 Prozent nennten sich "gläubig" oder "sehr gläubig", 35 Prozent "überhaupt nicht gläubig". "Insbesondere in den östlichen Bundesländern ist der Anteil der Menschen hoch, die sich als 'überhaupt nicht gläubig' bezeichnen (56 Prozent)", so die Stiftung. "Die Regionen mit den meisten Menschen, die sich als gläubig oder sehr gläubig bezeichnen, sind der Süden (35 Prozent) und Westen (32 Prozent). Im Osten bezeichnen sich 21 Prozent der Menschen als (sehr) gläubig."

Junge Menschen zwischen 18 bis 29 Jahren bezögen seltener Stellung dazu, wie wichtig ihnen Religion sei. "Im Vergleich der Altersgruppen ist bei ihnen der Anteil derjenigen besonders hoch, die sich in der Befragung nicht geäußert haben (15 Prozent 'weiß nicht/keine Angabe' versus fünf Prozent bei den 30- bis 54-Jährigen, drei Prozent bei den Über-55-Jährigen)." Zudem sei in dieser Altersgruppe der Anteil derjenigen am geringsten, die Religion für sich als "überhaupt nicht wichtig" oder "nicht wichtig" (53 Prozent) sähen.

Glaube in Pandemie nicht verändert

Für die meisten gläubigen Deutschen (75 Prozent) hat sich ihr Glaube in der Pandemie nicht verändert, wie es zudem hieß. Insbesondere junge Deutsche (12 Prozent) sagten, ihr Glaube sei während der Pandemie stärker geworden (andere Altersgruppen: sieben und sechs Prozent).

Weiter hieß es, zwölf Prozent der Befragten fänden, Religionen trügen (eher) positiv zu einer gerechten Welt bei. "Das ist der niedrigste Wert für die abgefragten Institutionen." Nur 27 Prozent der Befragten sähen Religionen als gesellschaftlichen und politischen Akteur. Deren Funktionen seien vielmehr die Seelsorge (69 Prozent), das Angebot von Orientierung und Halt (47 Prozent), Sinnstiftung (40 Prozent) und Solidarität (38 Prozent). Positiver bewertet würden die gesellschaftspolitischen Beiträge von Stiftungen und Nichtregierungsorganisationen (33 Prozent), der Vereinten Nationen (30 Prozent) und der Europäischen Union (27 Prozent).

Für die Studie wurden laut Mitteilung zwischen dem 13. und 18. August 2.074 Deutsche ab 18 Jahren befragt. Anlass ist die "Weltkonferenz der Religionsführer" der nach eigenen Angaben größten interreligiösen Nichtregierungsorganisation "Religions for Peace" (RfP), die vom 4. bis 7. Oktober in Lindau stattfindet. Religionsführerinnen und Diplomaten sollen dort unter gezieltem Einbezug junger Menschen über Frieden und Sicherheit, Umweltschutz sowie humanitäre Arbeit diskutieren. RfP kooperiert dazu mit der Stiftung Friedensdialog. Angekündigt sind 950 Teilnehmende. (tmg/KNA)