Kirche bestehe nicht nur aus Oberhirten und Priestern

Bischof Morerod: Laienmitsprache hätte Missbrauch womöglich verhindert

Veröffentlicht am 12.10.2021 um 13:34 Uhr – Lesedauer: 

Genf ‐ Am Samstag begann in Rom der weltweite synodale Prozess. Für den Schweizer Bischof Charles Morerod ist die Beteiligung der Laien ein wichtiger Schritt: Er glaubt, durch ihre Mitsprache hätte der Missbrauchsskandal eventuell verhindert werden können.

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Der Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg, Charles Morerod, blickt mit Sorgen und Hoffnungen auf den weltweiten synodalen Prozess. Er sehe zwar die Gefahr einer Spaltung zwischen konservativen und reformorientierten Kräften, erkenne aber auch, wie wichtig es sei, zu zeigen, dass die Kirche nicht nur aus Bischöfen und Priestern bestehe, sondern eine große Weggemeinschaft sei, sagte Morerod dem Westschweizer Fernsehen "RTS" am Sonntag. So hätte sexueller Missbrauch in der Kirche möglicherweise verhindert werden können, wenn man stärker auf die Gläubigen an der Basis gehört hätte, so der Bischof.

Morerod sieht den weltweiten synodalen Prozess eng mit dem Thema der Missbrauchsprävention verbunden. "Es gibt Leute, die sagen: Es betrifft uns, wir sind berührt, vielleicht würden manche Dinge nicht geschehen, wenn man uns mehr zuhören würde", sagte der Bischof. Einer der Gründe für den Missbrauchsskandal sei ein falsches Priesterbild, das dazu führen könne, dass Priester sagten: "Wir gehören nicht in die gleiche Kategorie wie die anderen und wir können nicht wie sie beurteilt werden." Demgegenüber sei es gut, dass die Stimmen der Basis nun Gehör fänden, so Morerod weiter. Er vertraue auf eine positive Auswirkung des synodalen Prozesses, denn "wir hören auf den Heiligen Geist und nicht nur auf die Meinungen der Anderen".

Papst Franziskus hatte am Wochenende den auf zwei Jahre angelegten synodalen Prozess der Weltkirche offiziell in Rom eröffnet. Im Vordergrund des Prozesses steht zunächst der Austausch auf diözesaner und nationaler Ebene. Dabei sollen Gläubige auf allen kirchlichen Ebenen einbezogen werden. Die Ergebnisse dieser ersten Phase sollen im Herbst 2023 in die Weltbischofssynode zum Thema Synodalität müden. (mfi)