Rekordtief bei Zahl der Eintritte in Priesterseminare in Polen
In Polen haben in diesem Jahr so wenig Männer eine Ausbildung zum katholischen Priester begonnen wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg. Insgesamt 356 Priesteranwärter traten 2021 in die Seminare der Bistümer und Orden ein, wie die Rektorenkonferenz der Priesterseminare am Dienstag der polnischen katholischen Nachrichtenagentur KAI mitteilte. Das ist ein Minus von 19,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr, in dem es 441 Eintritte gab.
Der Vorsitzende der Rektorenkonferenz der Priesterseminare, Piotr Kot, sagte der Agentur im Interview, man solle eher über eine "Krise der Berufenen" sprechen als von einer "Krise der Berufung von Priestern". Denn Gott habe sicherlich nicht aufgehört, die Herzen junger Menschen anzusprechen. Manche hielten sich allerdings für "unwürdig oder unfähig", ein Leben als Geistlicher zu führen. Als mögliche Ursachen nannte er "Mangel an geeigneten Vorbildern im Elternhaus, frühe Abhängigkeiten, Persönlichkeitsprobleme und auch Identitätsstörungen". "Andere haben eine Hemmschwelle, der Stimme der Berufung zu folgen, weil sich um sie herum ein negatives Bild von Kirche und Priestertum festigt", so Kot. Dieser Faktor habe wegen der Krise des sexuellen Missbrauchs zugenommen.
2005 noch 1.145 Kandidaten in Bistümern
242 Kandidaten traten den Angaben zufolge dieses Jahr in die Seminare der Bistümer ein (2020: 289); 114 nahmen ihre Ausbildung bei den Männerorden auf (2020: 152). Die Zahlen sinken seit Jahren stetig. 2005 wurden noch allein in die Seminare der Bistümer 1.145 Kandidaten aufgenommen. Trotz des Rückgangs entscheiden sich in Polen weiterhin deutlich mehr Katholiken für den Priesterberuf als in Deutschland oder anderen europäischen Ländern.
Im April hatte der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Posens Erzbischof Stanislaw Gadecki, bereits auf die rückläufigen Zahlen bei Priesteramtsanwärtern hingewiesen. "Wenn wir diese Zahlen miteinander vergleichen, sehen wir leider, dass wir in naher Zukunft mit einem erheblichen Verlust an Geistlichen rechnen müssen, den viele Pfarreien spüren werden", schrieb Gadecki in einem Hirtenbrief. Der Erzbischof rief zu einem "viel eifrigeren Gebet" für neue Berufungen auf, damit es nicht an Predigern und Spendern von Sakramenten mangele. (mal/KNA)