"Netzwerk Diakonat der Frau" fühlt sich vom Synodalen Weg bestärkt
Beharrlichkeit führt zum Ziel – das scheint ein Leitmotiv des "Netzwerk Diakonat der Frau" zu sein. Bereits zum dritten Mal seit 1999 hat dieser Zusammenschluss aus bundesweit über 200 Einzelpersonen und 50 Initiativen zur Förderung des sakramentalen Diakonats der Frau einen Diakonatskreis organisiert, eine Fortbildung, mit der Frauen für diakonische Leitungsfunktionen qualifiziert werden sollen. Im Fokus des Netzwerks: Aufgabenbereiche und Weihe.
Im diakonischen Bereich gearbeitet haben Frauen schon immer, geweiht wurden sie bislang nie. Aber der Reformprozess Synodaler Weg beflügelt nun auch das Netzwerk. Für zusätzlichen frischen Wind in ihren Segeln sorgte kürzlich Bischof Georg Bätzing. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz besuchte den Diakonatskreis bei einem Wochenendseminar im Kloster der Waldbreitbacher Franziskanerinnen.
"Ein wirkliches Hoffnungszeichen" vom Vorsitzenden der Bischöfe
Bätzing nahm sich viel Zeit für Gespräche mit den Teilnehmerinnen, betete mit ihnen zusammen die Vesper und brach erst nach einem gemeinsamen Abendessen zum nächsten Termin auf. "Das war eine sehr gute Begegnung," fasst Irmentraud Kobusch die Gespräche zusammen. Die Vorsitzende des Netzwerks erlebte einen Bischof, der offen gewesen sei für die Hoffnungen der Frauen, aber auch für die Schmerzen und Verletzungen, die sie im System Kirche erfahren hätten. "Ein wirkliches Hoffnungszeichen" habe Bätzing gegeben, so Kobusch, das er auch in den Synodalen Weg einbringen wolle.
Solche Hoffnungszeichen brauchen die Frauen wohl auch, die in den Spagat zwischen einer Erneuerung der Kirche, eigener Berufung und kirchenrechtlichen Vorgaben eingespannt sind. Das Netzwerk verbindet die Forderung nach Geschlechtergerechtigkeit mit dem Ruf nach echten Reformen innerhalb der Kirche. Diese müsse wieder diakonisch werden, sagt Kobusch. Und dazu gehöre auch die Diakonenweihe für Frauen.
Dabei ist es längst Konsens unter Kirchenhistorikern, dass in der frühen Kirche auch Frauen dieses Amt inne hatten. Das Diakonat hatte damals eine andere, vor allem eine größere Bedeutung: Diakone waren keine Hilfspriester; sie leiteten Gemeinden und waren für praktisch gelebtes Christentum zuständig – letztlich für sämtliche Arbeiten, die heute in das Aufgabengebiet der Caritas fallen. Das hat sich geändert. Parallel dazu verengte sich die Diakonenweihe zur Durchgangsstation auf dem Weg zur Priesterweihe; Frauen wurden aus Leitungsfunktionen herausgedrängt. "Wir haben als Kirche die Diakonie an die Profis outgesourct," sagt Kobusch und klingt dabei etwas zornig. "Der Aufschrei in den Gemeinden ist groß, wenn eine Messe gestrichen wird, aber wir nehmen zu wenig wahr, dass Gemeinde sich über Diakonie verwirklicht." Und dafür brauche es auch geweihte Frauen.
Frauen im Kirchendienst gibt es schon lange, inzwischen auch in leitenden Funktionen. Prominentestes Beispiel ist Beate Gilles, die im Juli 2021 zur Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz ernannt wurde. Auch die Seelsorgeämter einiger Diözesen werden inzwischen von Laien geleitet. Damit allein sei es aber nicht getan, findet Kobusch. Denn die Ausübung von Funktionen allein beantworte noch nicht die Frage nach der Berufung. Vor allem hier offenbart sich der eigentliche Konflikt: "Der Kurs bewegt sich im Rahmen des kirchenrechtlich Möglichen," heißt es in der Kursausschreibung. Will heißen: Die Teilnehmerinnen werden nicht auf die Weihe vorbereitet.
Für die sakramentalen Aufgaben, die Diakone übernehmen, braucht es die Weihe nicht zwingend. Auch Laien mit entsprechender Beauftragung halten Wortgottesdienste, leiten Beerdigungen; vereinzelt haben Laien auch schon getauft oder Trauungen geleitet. Dennoch macht es aus Sicht vieler Frauen auch aus Gründen der Geschlechtergerechtigkeit einen erheblichen Unterschied, ob diese Beauftragung durch eine Weihe gefestigt ist. Deshalb spielt die geistliche Begleitung auch eine herausragende Rolle für die Ausbildung im Diakonatskreis. Jede der 16 Teilnehmerinnen muss sich ortsnah einen geistlichen Begleiter suchen, der oder die ihr bei der Auseinandersetzung mit der Frage nach der eigenen Berufung zur Seite steht. Geistliches Wachstum auf der einen Seite und ein Zuwachs an Kompetenz im praktischen Tun auf der anderen – das sind die Erträge, die die Frauen am Ende eines langen Weges für sich verbuchen können.
"Berufung", aber kein "Beruf"
Drei Jahre dauert die Fortbildung, die Ansprüche sind hoch: Die Bewerberinnen müssen ehrenamtliches oder hauptamtliches Engagement im diakonischen Bereich vorweisen. Und wer nicht Theologie studiert hat, muss entsprechende Kenntnisse im Fernstudium erwerben. "Bewährung in Beruf und/oder Familie" gehört ebenfalls zu den Voraussetzungen.
"Berufung", aber kein "Beruf" – was bei Männern zusammenpasst, geht für Frauen noch lange nicht. Mit dieser Erkenntnis beginnen die Frauen ihre Ausbildung. Ob das so bleibt? Kobusch ist vorsichtig optimistisch, zugleich aber auch realistisch. Auch im säkularen Bereich gebe es schließlich Hierarchien. Und echte Gleichberechtigung sei noch lange nicht erreicht. Beharrlichkeit ist also auch weiterhin nötig, nicht nur in der Kirche.