Kardinal Kasper: Thema Frauenordination "noch nicht reif"
Nach Ansicht des ehemaligen Ökumene-Verantwortlichen des Vatikan, Kardinal Walter Kasper, ist die Frage nach der Frauenordination "in keiner Weise universalkirchlich reif", der Boden sei "überhaupt noch nicht bereitet". Es gebe jedoch zahlreiche andere Möglichkeiten, den Dienst von Frauen zu würdigen, sagte er in einem Interview mit "Radio Vatikan", das am Freitag veröffentlicht wurde. Er zeigte sich zuversichtlich, dass Frauen in der Kirche gestärkt werden.
"Natürlich werden Frauen eine größere Rolle spielen, das hat schon Johannes XXIII. gesagt", so der 88-Jährige. Allerdings habe die Kirche das "etwas verschlafen". In Ländern und Kulturen, wo Frauen diskriminiert würden, "hat die Kirche sehr viel getan, die Würde der Frau und die Gleichberechtigung zu verteidigen". Innerkirchlich sei dieser Schritt aber noch nicht erfolgt. "Jetzt holt man das ein bisschen im Schnelltrip wieder ein, aber so etwas geht nicht von heute auf morgen", hielt der Kardinal weiter fest.
Er erinnerte an die Diskussion um die Frauenordination in der anglikanischen Kirche, die seither "faktisch gespalten" sei, so der ehemalige Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. "Das möchte ich für die katholische Kirche nicht. Und wenn man das jetzt zu sehr forciert, dann passiert etwas Ähnliches." Eine stärkere Rolle der Frauen generell sei ihm aber ausgesprochen wichtig: Man könne nicht einfach die Hälfte der Menschheit ausschließen. Frauen "sehen vieles anders und packen vieles anders an als wir Männer", das könne sich ergänzen. Viele junge Priesteramtskandidaten müssten allerdings erst lernen, mit Frauen "auf Augenhöhe" umzugehen. (cph)