Bätzing: Staaten müssen Klimaschutzambitionen dringend steigern
Die deutschen Bischöfe setzen große Hoffnungen in die am Sonntag beginnende Weltklimakonferenz in Glasgow. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, betonte am Freitag in Bonn, angesichts der dramatischen Bedrohungen des Planeten brauche es klare Signale, um den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur tatsächlich auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
"Die Staaten weltweit, insbesondere aber die Staaten der G20 und der G7, müssen dringend ihre Klimaschutzambitionen steigern", forderte der Limburger Bischof. Zudem müssten die vereinbarten Ziele in möglichst kurzen und international abgestimmten Abständen überprüft werden. "Wichtig ist auch, dass die Finanzierungslücke für ärmere Länder beim Klimaschutz und der Anpassung an den bereits stattfindenden Klimawandel geschlossen wird."
Entscheidendes Jahrzehnt für den Klimaschutz
Bätzing sprach von einem für den Klimaschutz entscheidenden Jahrzehnt. Dabei trügen die wohlhabenden Industrienationen eine große Verantwortung, denn unter ihrem klimaschädlichen CO2-Ausstoß litten die Ärmsten in der Welt am meisten. Der Bischof von Limburg sprach sich unter anderem für eine angemessene Bepreisung von CO2 aus, um die durch den Ausstoß entstehenden ökologischen Kosten zu berücksichtigen.
Gleichzeitig sei es unerlässlich, Klimaschutzmaßnahmen sozial abzufedern, so Bätzing. "Die derzeitige Energiekrise erfüllt mich mit Sorge, denn die sprunghaft steigenden Energiepreise treffen insbesondere Menschen mit niedrigem Einkommen und kleine Unternehmen hart. Der gesellschaftliche Friede und die Gerechtigkeit erfordern eine flankierende Sozialpolitik. Wir müssen uns daran messen lassen, ob es uns gelingt, bei der Zukunftsaufgabe Klimaschutz niemanden zurückzulassen."
Die katholische Kirche wolle ihren Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten, hob der Vorsitzende der Bischofskonferenz hervor. Das gelte sowohl für eine Verringerung des CO2-Ausstoßes in den Bistümern als auch für die internationale Arbeit der kirchlichen Hilfswerke. Sie unterstützten in vielen Ländern Projekte, die zu einer Abmilderung des Klimawandels beitragen. "Zugleich fördern die Hilfswerke aber auch Vorhaben, die den Menschen die Anpassungen an ein sich veränderndes Klima erleichtern."
Papst warnt vor einer "unbewohnbaren Welt"
Zuvor hatte Papst Franziskus bereits in einer TV-Ansprache in Hinblick auf die am Sonntag beginnende Weltklimakonferenz vor einer "unbewohnbaren Welt" gewarnt. "Wir finden uns zunehmend geschwächt und ängstlich wieder, gefangen in einer Folge von 'Krisen' im Gesundheitsbereich, der Umwelt, bei der Ernährungssituation und in der Wirtschaft, ganz zu schweigen von sozialen, humanitären und ethischen Krisen", sagte Franziskus. In einem gemeinsamen Aufruf der Südwest-Bischöfe sprach der Freiburger Erzbischof Stephan Burger von einem globalen Gerechtigkeitsproblem: "Die Industrieländer sind besonders gefragt, ihre historische Verantwortung zu übernehmen." Auch der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst betonte, bei der Weltklimakonferenz stünden die reichen Industriestaaten in der Pflicht, Gelder bereitzustellen, "um die gravierendsten Schäden und Verluste in denjenigen Ländern auszugleichen, die historisch kaum zum Klimawandel beigetragen haben".
Zur Weltklimakonferenz werden ab Sonntag mehr als 20.000 Teilnehmer über die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens von 2015 beraten. Es sieht vor, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf unter 2 Grad, nach Möglichkeit auf unter 1,5 Grad, zu begrenzen. Dies soll durch Verminderungen beim Ausstoß von Kohlendioxid und anderen klimaschädlichen Gasen geschehen. (cbr/KNA)