Von Ethik bis Europa
Es sei das Ende der humanen Gesellschaft, die Unterstützung der Selbsttötung als Alternative zum notwendigen Ausbau der Hospizbegleitung und Palliativversorgung anzuerkennen, so Glück. "In dieser Debatte geht es mehr um das Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen." Er warne davor, die Freiheit zur Selbsttötung zum höchsten Ausdruck der Selbstbestimmung zu stilisieren.
Gleichzeitig mahnte er an, die Ängste derjenigen anzuerkennen, die eine aktive Sterbehilfe befürworteten. Dabei ginge es oft um Angst vor großen Schmerzen oder Hilflosigkeit. Nach seiner Überzeugung sei die einzige Antwort auf die Befürchtungen, die Kranken und Angehörigen mit den Möglichkeiten der Palliativmedizin zu begleiten, erklärte Glück.
Glück: Friedliche Verhandlungen nicht in Frage stellen
Mit Blick auf die Krise in der Ukraine sagte der ZdK-Präsident, man habe sich zu lange der Illusion hingegeben, Frieden und Freiheit, Rechtsstaat und Demokratie seien in Europa selbstverständlich. Die Solidarität der Völker sei angesichts der aktuellen Situation auf eine Schwere Probe gestellt. Er warne dennoch davor, grundlegende Werte, wie das Selbstbestimmungsrecht der Völker und friedliche Verhandlungen in Frage zu stellen.
Bei der Vollversammlung nahm Glück auch Stellung zur Europawahl . Das Wahlergebnis gebe Anlass zur Sorge, was die künftige politische Kultur in Europa angehe. In vielen Ländern hatten rechtspopulistische Parteien stark abgeschnitten. Politische Kräfte der Mitte sollten den Verlockungen des Populismus widerstehen, forderte Glück.
Aufarbeitung der Limburg-Affäre modellhaft
Nach Ansicht des ZdKs müsse sich Deutschland in den kommenden Jahren zudem auf grundlegende politische Reformen verständigen – gerade angesichts großer Themen wie Energiewende und demographischer Wandel. Dies gerate in der Gesellschaft oft in Vergessenheit, beklagte der CSU-Politiker. "Wir leben sehr im Jetzt." Positive bewertete er die im Rahmen des Rentenpaketes verabschiedete Mütterrente. Nun müsse aber verhindert werden, dass Teile der Bevölkerung in die Altersarmut abrutschen.
In seinem "Bericht zu Lage" mahnte Glück außerdem einen barmherzigen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen an. Er hoffe auf einen Kompromiss, der die Unauflöslichkeit der Ehe nicht in Frage stelle und gleichzeitig Geschiedenen, die in einer neuen Beziehung leben, den Zugang zu Sakramenten ermögliche. Mit Blick auf die Affäre um den zurückgetretenen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst warnte Glück davor, schnell zur Tagesordnung überzugehen. Die Kirche müsse aus dem Fall lernen und transparenter werden. Zugleich lobte er die Aufarbeitung der Affäre in Limburg als "modellhaft" und verwies unter anderem auf die unabhängige Gutachter-Kommission. (mit Material von KNA)
Von Sophia Michalzik