Wir geben, wie wir sind
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Impuls von Schwester Johanna Domek
Was wir geben, ergibt sich durch die verschiedenen Anlässe, die das Leben mit sich bringt: Antwort oder Raum, Geld oder Zeugnis oder sonst etwas. Wie wir geben, liegt an einer Grundhaltung unseres ganz persönlichen Menschenseins, die sich in allem auswirkt, die in vieler Hinsicht alles durchwirkt.
Ein Blick auf die Sprache zeigt das. Um es nur mit einigen der vielen möglichen Varianten zu verdeutlichen: abgeben, angeben, achtgeben, ausgeben, aufgeben, hingeben, preisgeben, stattgeben, zugeben, vergeben ... Das Geben spielt überall mit.
Wir sehen dabei den Menschen in einer Beziehung und Offenheit einerseits und einer Tätigkeit andererseits. Deutlich ist zu erkennen: die Haltung prägt das Verhalten. Die Haltung ist grundlegend und entscheidend. Die Witwe im heutigen Text des Markusevangeliums ist ein Beispiel dafür.
Auch in der Regel Benedikts, mit der Benedikt von Nursia im 6. Jahrhundert den Mönchen seines Klosters eine gute Ordnung des gemeinsamen Lebens geben wollte, zieht sich das durch. Da wird Raum gegeben und Ruhe, Rat und Nahrung, Antwort und manches andere.
Zwei Stellen will ich nennen. Im Kapitel vom Cellerar, dem Verwalter, dem eine bedeutende Rolle im Kloster zukommt, heißt es: "Kann er einem Bruder nichts geben, schenke er ihm wenigstens ein gutes Wort." Auch das ist eine Gabe, die noch guttut, wo sonst manches fehlt oder nicht geht.
Von der Art unseres Gebens schreibt Benedikt, dass der Mönch "gern geben" soll, an dieser Stelle ist das in Bezug auf den Gehorsam gemeint, und er verweist auf ein Wort des Apostels Paulus: "Gott liebt einen freudigen / fröhlichen Geber" (RB 5,16 / 2Kor 9,6).
Jedes Geben ist immer etwas sehr Persönliches. Alles liegt am "Wie". Wie sieht das denn derzeit bei mir aus? Ist in meinem Geben das "gern"? Wie wir geben oder nicht geben öffnet oder verschließt uns – jetzt schon und immer – den Himmel. Mir kam eine russische Legende in den Sinn, die ich kürzlich las:
Ein reicher Mann dachte auch im Sterben nur an das, woran er sein Leben lang gedacht hatte: an sein Geld. Und er ließ sich einen großen Beutel Geld in den Sarg beilegen. Im Himmel fand er sich vor einem langen Tisch, auf dem die feinsten Speisen standen: Lachsbrot, Sardinen, Pasteten. Alles kostete jeweils nur eine Kopeke.
Er fand das herrlich billig, freute sich, wählte aus und wollte mit einem Goldstück bezahlen. Aber der Engel, der kassierte, schüttelte nur traurig den Kopf und sagte: "Du hast wenig im Leben gelernt!" "Was soll das?" murrte der reiche Alte. "Ist mein Geld nicht gut genug?" Da hörte er die Antwort: "Wir nehmen hier nur das Geld, das einer gegeben, das einer verschenkt hat."
Lernen wir – jetzt schon und immer wieder – gern zu geben, was wir haben und was wir sind.
Evangelium nach Markus (Mk 12,38–44)
In jener Zeit lehrte Jesus eine große Menschenmenge und sagte: Nehmt euch in Acht vor den Schriftgelehrten!
Sie gehen gern in langen Gewändern umher, lieben es, wenn man sie auf den Marktplätzen grüßt, und sie wollen in der Synagoge die Ehrensitze und bei jedem Festmahl die Ehrenplätze haben.
Sie fressen die Häuser der Witwen auf und verrichten in ihrer Scheinheiligkeit lange Gebete. Umso härter wird das Urteil sein, das sie erwartet.
Als Jesus einmal dem Opferkasten gegenübersaß, sah er zu, wie die Leute Geld in den Kasten warfen. Viele Reiche kamen und gaben viel. Da kam auch eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen hinein.
Er rief seine Jünger zu sich und sagte: Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern.
Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss hineingeworfen; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles hergegeben, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt.