Weltklimakonferenz: Kirche kritisiert Verhalten von Industriestaaten
Der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Prälat Karl Jüsten, hat sich mit Blick auf die laufende UN-Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow kritisch zum Verhalten reicher Industriestaaten gegenüber Entwicklungsländern geäußert. "Es kann nicht sein, dass die reichen Industriestaaten den Entwicklungsländern Klimaschutzfinanzierung häufig nur für die Einsparung von Treibhausgasen, nicht aber für die Anpassung an den Klimawandel zur Verfügung stellen", erklärte Jüsten am Montagmorgen bei Twitter. Viele arme Staaten seien bereits von den Folgen des Klimawandels betroffen, obwohl sie kaum dazu beigetragen hätten. Sie bräuchten jetzt Unterstützung für die Entwicklung und Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen vor Ort.
Bereits in den vergangenen Tagen hatte sich Jüsten bei Twitter wiederholt kritisch zur Weltklimakonferenz zu Wort gemeldet. So bezeichnete er es am vergangenen Mittwoch als "skandalös", dass reiche Staaten den armen Staaten Geld zur Klimaschutzfinanzierung häufig nur als Kredit bereitstellten. "Die Reichen leihen den Armen also Geld, um eine Katastrophe aufzuhalten, zu der sie selbst am meisten beigetragen haben", so der Geistliche. In einem weiteren Tweet forderte er, die Finanzierungslücke für den "Green Climate Fund" schnell zu schließen. Über den Fonds sollen seit dem vergangenen Jahr jährlich 100 Milliarden Dollar für Projekte zur Minderung von Treibhausgasemissionen sowie zur Anpassung von Entwicklungsländern an die globale Erwärmung bereitgestellt werden. Einen Tag vorher hatte Jüsten zudem gemahnt, die Weltklimakonferenz müsse die Verpflichtung auf das 1,5-Grad- Ziel "völkerrechtlich und verfahrenstechnisch" stärken.
Moraltheologe: "Viel Radikalität" gegen Klimawandel notwendig
Der Linzer Moraltheologe Michael Rosenberger betonte am Montag mit Blick auf die Konferenz in Glasgow, dass es in den Industriestaaten "viel Radikalität" brauche, um das Überleben des Planeten zu sichern. "Da muss sich ganz, ganz viel verändern, um eben tatsächlich auch weniger Ressourcen zu verbrauchen und der Umwelt mehr Lebensmöglichkeiten zu geben", sagte Rosenberger dem Kölner Bistumsportal "domradio.de". Die Menschheit müsse ihre Lebensweise sowie die Art ihres Wirtschaftens, ihres Konsums und ihrer Freizeitgestaltung auf den Kopf stellen. Der Theologe kritisierte, dass es im Kampf gegen den Klimawandel "viel oberflächliches Gerede" gebe. Die eigentlich notwendigen Signale und Beschlüsse fehlten dagegen noch.
Die UN-Weltklimakonferenz in Glasgow läuft noch bis zum kommenden Freitag und soll das Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 voranbringen. Unter anderem sollen die Staaten im Rahmen der Konferenz aktualisierte nationale Klimaschutzbeiträge vorlegen, da sich mit den bisherigen Zusagen das Ziel, die globale Erwärmung deutlich unter 2 Grad zu halten, laut Experten nicht erreichen lässt. Ein weiteres Thema der Tagung ist zudem die Finanzierung des Klimaschutzes in Entwicklungsländern, die kaum für den Klimawandel verantwortlich sind, durch die Industriestaaten. (stz)