Zum Ende seiner Amtszeit als Präsident des Laiengremiums

Sternberg sieht Position des ZdK innerhalb der Kirche gestärkt

Veröffentlicht am 19.11.2021 um 09:30 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Zum Auftakt der ZdK-Vollversammlung hat der scheidende Präsident Thomas Sternberg auf seine Amtszeit zurückgeblickt. Dabei äußerte er sich zum Synodalen Weg, aber auch zur Relevanz kirchlicher Wortmeldungen während der Corona-Pandemie.

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Der scheidende Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, sieht die Position des ZdK innerhalb der katholischen Kirche am Ende seiner Amtszeit gestärkt. Das Zentralkomitee habe "seine Stellung als Vertretung und Sammlung der katholischen Gläubigen festigen können", sagte Sternberg am Freitag zum Auftakt der zweitägigen ZdK-Vollversammlung in Berlin. Das zeige sich etwa beim Synodalen Weg, bei dem "die Erkenntnis, dass wir nur gemeinsam Kirche sein können, Praxis geworden" sei. Diese Veränderung habe sicher auch mit der guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit Kardinal Reinhard Marz und Bischof Georg Bätzing als den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz in den vergangenen Jahren zu tun, so Sternberg.

Zugleich beklagte er 69-Jährige einen Bedeutungsverlust der Kirche und des ZdK in gesellschaftspolitischen Debatten und während der Corona-Pandemie. Ihn bewege "die recht schwache Wahrnehmung unserer politischen Positionierungen und Debattenbeiträge" und noch mehr der weitgehende öffentliche Ausfall der Frage nach dem Trost des Glaubens in den nun schon 21 Monaten der Pandemie. "Es muss uns beunruhigen, wenn wir als Katholiken nur noch abgehandelt werden unter der Frage der Gottesdienste für uns als gesellschaftliche Gruppe – so wichtig das ja ist", sagte Sternberg. Aber dass offenbar niemand in den Medien zum Thema Pandemie eine kirchliche Stimme hören wolle – "sagt das nur etwas aus über das Maß an Vertrauensverlust, dem wir uns gegenüber sehen", fragte der scheidende Präsident.

"Nicht in innerkirchlichen Problemen aufreiben"

Für das ZdK werde es bleibend darauf ankommen, dass es sich in den innerkirchlichen Problemen nicht so aufreibe, dass es seinen Auftrag der politischen und gesellschaftlichen Positionierung aus den Augen verliere. "Manchmal, so denke ich angesichts mancher so sehr interner, aber öffentlich geführter Debatten, genügte es auch schon, die Kirche einmal von außen zu sehen", betonte Sternberg. Dies sei ein Wechsel in die Perspektive der Mehrheit. Die Stellungnahmen und Einmischungen des ZdK und der Kirche insgesamt müssten so gut sein, dass sie unabhängig von der Mehrheit oder Minderheit beachtet und diskutiert würden.

Sternberg betonte zudem erneut die Bedeutung des Synodalen Wegs. Der Reformprozess zeige, dass es möglich sei, dass katholische Gläubige unabhängig von ihrem Rang in der Hierarchie als Getaufte und Gefirmte gemeinsam debattieren und entscheiden könnten. "Die Konfliktlinien zwischen Reformern und Bewahrern verlaufen nicht zwischen 'Laien' und 'Klerikern'", so der scheidende Präsident. Die jüngste Synodalversammlung Anfang Oktober in Frankfurt mit ihren hohen Zustimmungsraten für wichtige Grundlagentexte habe zudem gezeigt, dass es einen breiten Willen zu Reformen gebe.

Es werde nun darauf ankommen, dass es gelinge, die Erfahrungen des Synodalen Wegs in Deutschland in die für 2023 im Vatikan geplante Bischofssynode zum Thema Synodalität und die Beratungen im Vorfeld der Synode einzubringen. "Als ZdK halten wir nicht nur eine Einbeziehung der Laien im Vorbereitungsprozess für zwingend erforderlich, sondern wir erwarten auch von den Bischöfen, dass sie die Ergebnisse dieser Beratungen gemeinsam mit den Vertretungen ihrer diözesanen Gremien nach Rom kommunizieren. Vor allem können wir mit dem Synodalen Weg selbst, der nicht dem restriktiven und klerikalistischen Kirchenrecht entspricht, zeigen, was möglich ist: Habt keine Angst vor echter Synodalität aller Gläubigen, Synodalität ist möglich", so Sternberg.

Sternberg: Habe Dimension des Missbrauchs erst schrittweise begriffen

Mit Blick auf den kirchlichen Missbrauchsskandal bekannte Sternberg, dass er zu Beginn seiner Amtszeit nicht gedacht habe, wie sehr ihn dieses Thema beschäftigen würde: "Und auch ich habe einen Lernprozess durchgemacht und die Dimension dieses Themas erst schrittweise begriffen." Heute wünsche er sich allerdings auch eine differenziertere Wahrnehmung dessen, was in vielen Bistümern nicht zuletzt von engagierten Nichtgeweihten geleistet werde.

Bei der ZdK-Vollversammlung steht am Freitag die Wahl eines neuen Präsidiums auf der Tagesordnung. Um die Nachfolge Sternbergs, der nach sechs Jahren im Amt im Frühjahr seinen Verzicht auf eine weitere Amtszeit erklärt hatte, bewerben sich die Sozialwissenschaftlerin Irme Stetter-Karp (65) und der Theologe und Unternehmensberater Ulrich Hemel (65). Weitere Themen des Treffens sind unter anderem der Synodale Weg und der Katholikentag im kommenden Jahr in Stuttgart. Außerdem wollen die Delegierten mit Vertretern der möglichen künftigen Ampelkoalition im Bund ins Gespräch kommen. (stz)