Initiative "Katholischer Klartext" richtet Petition an den Papst
In einer Online-Befragung der Protest-Initiative "Katholischer Klartext" hat sich eine Mehrheit der Teilnehmenden für Reformen in der katholischen Kirche ausgesprochen. Die Ergebnisse seien im Rahmen einer Petition unter anderem an Papst Franziskus und die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) übersandt worden, teilte der Initiator und frühere Bremer Bürgerschaftsabgeordnete Carl Kau am Donnerstag in der Hansestadt mit. Er hatte die Abstimmung, deren Ergebnis nicht repräsentativ ist, im März gemeinsam mit weiteren Katholikinnen und Katholiken aus Bremen und Köln auf der Internetseite www.katholischer-klartext.de gestartet.
Nach Angaben der Initiative haben sich 11.724 Menschen beteiligt. 89,9 Prozent von ihnen räumen einer konsequenten Aufarbeitung der Missbrauchsfälle, einer fairen Opferentschädigung und klaren Präventionsmechanismen hohe Priorität ein. Jeweils einer großen Mehrheit wichtig ist die Zulassung von Frauen zu Weiheämtern, mehr Transparenz in Finanzangelegenheiten, die Aufhebung des Pflicht-Zölibats für Geistliche und die Mitwirkung von Laien bei Entscheidungen auf Augenhöhe. 54,1 Prozent der Befragten sagten, sie wären bereit, aus Protest zeitweise aus der Kirche auszutreten, bis wesentliche Veränderungen umgesetzt worden seien, und ihre Kirchensteuer in der Zwischenzeit anderweitig zu spenden.
"Weiter so ist für die Zukunft der Kirche nicht tragfähig"
"Ein andauerndes Weiter so ist für die Zukunft der Kirche nicht tragfähig", so Kau in seinem Schreiben an die Kirchenverantwortlichen: "Notwendige Reformen, überfällige Korrekturen und Anpassungen an die Lebenswirklichkeit der Menschen im 21. Jahrhundert sind unverzichtbar, wenn man den freien Blick auf die Kernbotschaft Jesu nicht unnötig verstellen will."
Kau räumte ein, dass er sich bei bundesweit 22,2 Millionen Katholiken eine höhere Beteiligung an der Befragung gewünscht hätte. Zum Teil sei aber bei den Gläubigen inzwischen eine gewisse Müdigkeit, Resignation, Distanz und Gleichgültigkeit eingetreten: "Diese Haltungen erscheinen vom Grundsatz her im Kern gefährlicher als konstruktive Kritik an einer im Grunde als wertvoll eingestuften Sache oder Institution, die einem wichtig und gesellschaftlich relevant erscheint."
Eine persönliche Übergabe der Umfrageergebnisse bei der jüngsten Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz in Fulda hat diese laut Kau nach anfänglicher Zusage wieder abgesagt. Ein Sprecher der Bischofskonferenz erklärte, man habe aus terminlichen Gründen absagen müssen. Zugleich habe man eine persönliche Übergabe an Generalsekretärin Beate Gilles nach der Vollversammlung angeboten, darauf aber keine Reaktion erhalten. (KNA)