Trotz aller Probleme gebe es keinen Grund für Pessimismus

Schavan: Orden müssen Vorreiter für Reformen in der Kirche sein

Veröffentlicht am 24.11.2021 um 14:15 Uhr – Lesedauer: 

Wien ‐ Die Geschichte des Christentums sei zutiefst eine Geschichte der Erneuerungen, und oft seien diese von Orden getragen worden: Das fordert Ex-Vatikanbotschafterin Annette Schavan auch für heute – und skizziert Wesensmerkmale einer erneuerten Kirche.

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Die frühere deutsche Botschafterin beim Vatikan, Annette Schavan, ruft die Ordensgemeinschaften auf, Vorreiter für Reformen in der katholischen Kirche zu sein. In einem Vortrag beim "Ordenstag" sagte sie am Dienstagnachmittag in Wien, es gebe trotz aller Probleme keinen Grund für einen Pessimismus, der das Ende des Christentums nahen sehe.

Die Ordensgemeinschaften sollten manchen notwendigen strukturellen Rückbau mit der Suche nach neuen Wegen in die Zukunft verbinden, empfahl Schavan. Die Geschichte des Christentums sei zutiefst eine Geschichte der Erneuerung. Und oft seien diese Erneuerungen von Orden getragen worden: "Auch heute können Orden weltweit solche Erneuerungsmilieus sein." Die Ex-Botschafterin mahnte in diesem Zusammenhang auch mehr Wertschätzung für die Orden in der Kirche ein.

Insgesamt, so Schavan weiter, brauche es in der Kirche "mehr Geistesgegenwart für das Leben von Menschen heute, ihre Gedanken und Hoffnungen, ihre Sehnsucht und Einsamkeit, aber auch ihre Kreativität und Gestaltungskraft". Das alles finde man aber weniger in Metropolen oder Kathedralen, sondern vielmehr an den Rändern, wo auch Papst Franziskus den Ort der Kirche sehe. In der Auseinandersetzung mit diesen Rändern seien auch viele Orden entstanden.

Wesensmerkmale einer erneuerten Kirche

Die frühere Vatikan-Botschafterin skizzierte einige Wesensmerkmale einer erneuerten Kirche. Es gelte etwa, die Solidarität der Christenheit im Leben und Leiden der Menschen präsenter zu machen. Schavan kritisierte zudem einen zunehmenden Nationalismus; weltweit, aber vor allem auch in Europa. Dagegen müssten die Christen auftreten. Die Weltkirche müsse Vorbild dafür sein, wie Respekt vor kultureller Vielfalt gelebt wird.

Kritik übte Schavan in diesem Zusammenhang an so mancher Ortskirche, die sich an nationalistischen Strömungen orientiere. Dabei sei offensichtlich, dass die großen Herausforderungen der Gegenwart nur gemeinsam zu bewältigen seien, so Schavan im Blick auf die Pandemie, den Klimawandel, schwindende Biodiversität oder die Armut in der Welt.

Am Montag hatten die österreichischen Orden erklärt, ihre gesellschaftliche Bedeutung und Präsenz künftig stärker hervorheben zu wollen. "Orden sind im Leben vieler Menschen vielseitig präsent", wenn auch manchmal "fast unbemerkt", erklärte die Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, Schwester Christine Rod, zum Auftakt der Herbsttagung der Orden. Man wolle eine starke und wichtige Stimme in der Gesellschaft sein, hieß es. Die Tagung dauert noch bis Donnerstag. (tmg/KNA)