Serie: Advent im Kloster – Teil 1

Warum der Advent im Kloster ganz anders ist als außerhalb

Veröffentlicht am 02.12.2021 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Adventskranz
Bild: © privat

Arenberg ‐ Von Weihnachtsfeier zu Weihnachtsfeier hetzen: So sah der Advent für Schwester M. Kathrin Schäfer aus, bevor sie Novizin im Kloster Arenberg wurde. Jetzt ist der Advent eine Fastenzeit – ziemlich entlastend, findet sie.

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Als Novizin habe ich das erst einmal erlebt und sehr genossen – trotz Corona-Pandemie. Denn in vielerlei Hinsicht ist der Advent im Kloster ganz anders als der Advent außerhalb des Klosters. Es ist eine Reise nach Innen. Und auch, wenn es abgedroschen klingen mag: Es ist eine Zeit freudiger Erwartung. Eine Zeit der Vorbereitung auf die Geburt Christi.

Doch der Reihe nach: Im Januar 2020 bin ich als Postulantin in das Kloster Arenberg eingetreten und wurde, nach gut acht Monaten des Mitlebens und der inneren Prüfung, im September 2020 aufgenommen ins Noviziat der Arenberger Dominikanerinnen. Mit der Aufnahme ins Noviziat wurde ich eingekleidet in den weißen Habit der Novizin. Ich habe meinen Ordensnamen bekommen: Schwester Maria Kathrin. Das war, wie gesagt, im September letzten Jahres. Es folgte noch ein relativ normaler Oktober und dann – Anfang November 2020 – der zweite Lockdown.

Advent im Kloster in Zeiten der Pandemie

Mein erster Advent im Kloster war also ein Advent in Zeiten der Pandemie. Unser Gästehaus war geschlossen, Ausflüge und Unternehmungen außerhalb des Klosters wurden auf das Allernötigste reduziert. Und wir 50 Schwestern auf dem Arenberg – wir waren auf einmal auf uns selbst zurückgeworfen, wie so viele andere Menschen außerhalb des Klosters auch.

So belastend die letzten zwei Jahre auch waren, den Advent habe ich dennoch in positiver Erinnerung. Advent bedeutet Warten auf Weihnachten, auf die Menschwerdung unseres Herrn Jesus Christus und Vorbereitung auf seine Wiederkunft. Diese Zeit des Wartens und der Vorbereitung ist eine Fastenzeit. Gut erkennen lässt sich dies an den liturgischen Farben. Der Advent steht, ebenso wie die Zeit vor Ostern, im Zeichen der Farbe Lila. Und da sind wir bereits bei einem der Hauptunterschiede zwischen dem "Leben draußen" und dem Leben im Kloster. Während in den meisten Geschäften schon ab Mitte August das Weihnachtsgebäck verkauft wird, halten wir uns im Kloster erst einmal zurück: Wir fasten. Zwar schmücken auch wir zum ersten Advent die Fenster, stellen Räuchermännchen und Adventskränze auf und backen Plätzchen. Doch ansonsten gilt es erst einmal, Maß zu halten. Im Gegensatz zu meinem Leben vor dem Kloster bedeutet dies: Ich tingele nicht von Weihnachtsfeier zu Weihnachtsfeier, von Weihnachtsmarkt zu Weihnachtsmarkt und von Shopping-Erlebnis zu Shopping-Erlebnis. Das empfinde ich, ehrlich gesagt, als ziemlich entlastend.

Bild: ©privat

Schwester M. Kathrin Schäfer aus dem Kloster Arenberg liebt den Advent im Kloster.

Mein Highlight im Advent sind die sogenannten Rorate-Messen. Hier in Kloster Arenberg finden sie jeweils dienstags- und donnerstagsabends statt. Um diese Zeit herrscht draußen schon Dunkelheit und in der Kirche brennt einzig das Licht, das den Herrn über dem Altar anstrahlt. Jeder Gottesdienstbesucher bekommt eine Kerze. So ist die Kirche in eine wohlige Dunkelheit gehüllt, und doch erhellen ganz viele kleine Lichter den Raum. Ich finde, das ist ein wunderschönes Bild für die Welt und für das Licht, das Jesus Christus in sie gebracht hat und das jede oder jeder einzelne von uns in diese Welt bringen kann.

Die Rorate-Messen als Ausdruck freudiger Erwartung

Besonders berührend ist außerdem die Antiphon, die wir in jeder Rorate-Messe singen: "Rorate caeli desuper, et nubes pluant iustum: aperiatur terra, et germinet Salvatorem." Der lateinische Text aus dem alttestamentlichen Buch Jesaja wird zu einer wunderschönen Melodie gesungen. Ins Deutsche übersetzt lautet er: "Tauet Himmel, von oben, ihr Wolken, regnet den Gerechten: Es öffne sich die Erde und sprosse den Heiland hervor." Für mich drücken diese Verse den Inbegriff freudiger Erwartung aus. Die Ungeduld ist förmlich herauszuhören. Die innige Bitte, dass der Himmel sich öffnen und uns den Heiland – das Heil – hervorbringen möge. Dass Jesus Christus Sohn Gottes ist, der als Gerechter vom Himmel regnet und gleichzeitig eben auch Mensch, nämlich Sohn Mariens und von Mutter Erde, das alles kommt in diesem kurzen Vers zum Ausdruck.

Das Warten auf den Heiland – das mag für viele ganz schön abgehoben klingen. Was hat es mit unserem Leben heute zu tun? Sind das nur wohlig warme Gedanken, die ich mir mache? Denn leider steht ja auch dieser Advent wieder im Zeichen von Corona.

Der Heiland kommt

Die vielen Namen, die wir für Jesus Christus haben, geben Antwort. Denn in dem Wort Heiland steckt das Wort heil. In dem Wort Erlöser steckt Erlösung. Wie sehr sehnen wir uns in diesen Zeiten nach einer heilen Welt? Wir sehr wünschen wir uns, von dieser Pandemie erlöst zu werden? Auf was genau richten wir unsere Erwartungen? Letztes Jahr um diese Zeit haben wir auf einen Impfstoff gegen das Corona-Virus gewartet. Dieses Jahr warten und hoffen wir darauf, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen. Es ist eine zentrale Botschaft des Christentums, die uns in dieser Pandemie schmerzlich bewusst wird: Als Menschen sind wir so sehr verwiesen – auf die Natur, auf einander, auf Gott. Oft geben wir uns der Illusion hin, alles steuern und kontrollieren zu können. Doch in Wahrheit sind wir zutiefst abhängig. Deshalb möchte ich immer wieder beten: Tauet Himmel, von oben, ihr Wolken, regnet den Gerechten: Es öffne sich die Erde und sprosse den Heiland hervor!

Von Sr. M. Kathrin Schäfer