Was krumm ist, soll gerade werden
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So vieles ist krumm. Und uneben. Verkorkst. In sich verdreht. Voller Hass. Gefangen in Angst und Not. Viele fragen: Wie soll das bloß alles weitergehen? Wie soll es weitergehen mit der Welt, der großen und meiner kleinen? Wie soll es weitergehen, wenn Menschen keine Perspektive mehr haben? Wenn die Mächtigen nur noch um die Macht feilschen? Wenn die sozial Abgehängten abgehängt bleiben? Wenn die Schwachen keine Fürsprecher mehr finden? Wenn Gott zur Randfigur wird?
Was soll werden, wenn wir immer höhere Mauern bauen? Wenn die Abgründe in der Kirche so tiefe, so unüberwindbare sind? Die zwischen rechts und links, die zwischen oben und unten. Was soll werden, wenn das Klima unaufhaltsam ein anderes wird – und zwar nicht nur das in der Gesellschaft? Geht die Welt zugrunde?
Vielleicht müsste sie das. Zugrunde gehen. Nicht im destruktiven Hass, nicht voller Zerstörungswut, nicht in tiefer Resignation. Nein, das nicht. Aber vielleicht müsste die Welt, vielleicht müssten wir im tiefsten Sinn des Wortes zugrunde gehen. Der Sache, unserem Leben auf den Grund gehen. Ganz tief in uns hinein hören. Und fragen: Was ist der wirkliche Grund meines Lebens? Was trägt mich? Was gibt mir Hoffnung?
Ja, Mensch, vielleicht müsstest du das wirklich einmal tun! Hab keine Angst vor dem, was dich dort erwartet! Du wirst dir selbst begegnen. So wie du bist. Und vielleicht deinem Gott. Und wenn du diese Schritte in die Abgründe deines Lebens hinein gegangen, wenn du dann am tiefsten Grund deines Lebens angekommen bist – dann sei sicher: Du tauchst anders wieder auf. Vielleicht wird es dir dann so ergehen, wie der Täufer es für das Ende eines solchen Weges prophezeit: "Alle Menschen werden das Heil Gottes schauen."
Hoffnungsworte wie diese haben schon einmal einem ganzen Volk, das zugrunde gegangen war, neue Kraft geschenkt. Haben eine Dynamik freigesetzt, die alles verändert hat: "Leg ab, Jerusalem, das Kleid deiner Trauer und deines Elends und bekleide dich mit dem Schmuck der Herrlichkeit, die Gott dir für immer verleiht" (Bar 5,1).
Wir brauchen sie auch heute, solche Worte. In all den Kriegen, in all dem Elend dieser Welt, in meinen verkorksten Beziehungen, in meiner Unsicherheit, ob das alles überhaupt noch Sinn macht, in meiner Überforderung, irgendwie noch klar zu kommen. Und dann – ja dann brauchen wir Menschen, die handeln. Die Wege frei machen und Berge erklimmen. Die im Dunklen das Licht sehen. Im Abbruch den Neubeginn. Menschen, die es wagen. Und einfach losgehen.
Evangelium nach Lukas (Lk 3,1–6)
Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tibérius; Pontius Pilatus war Statthalter von Judäa, Herodes Tetrárch von Galiläa, sein Bruder Philíppus Tetrárch von Ituräa und der Trachonítis, Lysánias Tetrárch von Abiléne; Hohepriester waren Hannas und Kájaphas.
Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes,
den Sohn des Zacharías. Und er zog in die Gegend am Jordan und verkündete dort überall die Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden, wie im Buch der Reden des Propheten Jesája geschrieben steht:
Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen!
Jede Schlucht soll aufgefüllt und jeder Berg und Hügel abgetragen werden. Was krumm ist, soll gerade, was uneben ist, soll zum ebenen Weg werden.
Und alle Menschen werden das Heil Gottes schauen.
Der Autor
Alexander Bergel ist Pfarrer der Pfarrei Christus König in Osnabrück.