Papst nimmt Amtsverzicht von Pariser Erzbischof Aupetit an
Papst Franziskus hat den Amtsverzicht des Pariser Erzbischofs Michel Aupetit (70) angenommen. Interimsverwalter ("Apostolischer Administrator") wird der emeritierte Erzbischof von Marseille, Georges Pontier (78). Das teilte der Vatikan am Donnerstag mit. In einer Erklärung auf der Website der Erzdiözese erklärte Aupetit, er sei mit der Entscheidung des Papstes "zutiefst im Frieden", nachdem ihn die Angriffe der vergangenen Woche sehr mitgenommen hätten. Er danke allen Mitarbeitern des Erzbistums für ihre exzellente Arbeit. Wörtlich heißt es: "Ich bitte jene um Vergebung, die ich womöglich verletzt habe, und versichere sie meiner tiefen Freundschaft und meines Gebets."
Aupetit hatte dem Papst in der vergangenen Woche seinen Amtsverzicht angeboten. Grund sind nach Informationen der Zeitung "La Croix" Querelen innerhalb der Erzdiözese sowie ein "mehrdeutiges Verhalten" gegenüber einer Frau im Jahr 2012. Ein sexuelles Verhältnis, wie es das Magazin "Le Point" angedeutet hatte, wies der 70-Jährige entschieden zurück. Er wolle "Spaltungen vermeiden, wenn ich selbst eine Quelle von Spaltungen bin", so der Erzbischof im Gespräch mit "La Croix".
In den vergangenen Monaten hatte es Spannungen im Erzbistum gegeben, die Medien auch einer rigiden Amtsführung Aupetits zuschrieben. Beide Generalvikare legten als Verwaltungschefs ihr Amt nieder. Zudem seien die Schließung des Pastoralzentrums von Saint-Merry und die Entlassung des Schulleiters von Saint-Jean de Passy "brutal" durchgezogen worden, so "Le Point". Aupetit hatte laut "La Croix" betont, es handele sich nicht um einen Rücktritt; er habe das Amt aus den Händen des Papstes erhalten. Dieser sollte nun entscheiden. Um die Diözese zu erhalten, müsse er als Bischof "im Dienst der Einheit stehen". Der Brief Aupetits an Papst Franziskus vom vergangenen Donnerstag sollte laut Bericht bis zur Antwort des Papstes vertraulich bleiben, wurde aber am Freitag durch die Zeitung "Le Figaro" publik.
Seit 2018 Pariser Oberhirte
Der studierte Mediziner Aupetit wurde 2006 Generalvikar und 2013 Weihbischof in Paris. Papst Franziskus machte den Spezialisten für Bioethik-Fragen 2014 zum Bischof von Nanterre im Westen von Paris und 2018 überraschend zum neuen Pariser Erzbischof. Das Erzbistum Paris gehört zu den renommiertesten Diözesen der Weltkirche. Frankreichs Hauptstadt, in deren Einzugsgebiet heute rund 12,5 Millionen Menschen leben, wurde 1966 kirchlich neu aufgeteilt. Damals entstanden unter dem Dach der Kirchenprovinz Paris fünf neue Diözesen. Im Bereich des Erzbistums Paris selbst leben heute gut 2,2 Millionen Menschen; davon sind rund 1,35 Millionen katholisch getauft, ein Anteil von 60 Prozent.
"Le Point" hatte unter Berufung auf eine E-Mail, die Aupetit 2012 versehentlich an seine ehemalige Sekretärin geschickt hatte, berichtet, dass dieser damals eine Affäre mit einer "einwilligenden erwachsenen" Frau gehabt habe. Der Erzbischof hatte sich daraufhin mit der Erklärung verteidigt, eine Frau sei "bei zahlreichen Gelegenheiten durch Besuche, Briefe etc. so weit auf mich zugekommen, dass ich manchmal Vorkehrungen treffen musste, um Distanz zwischen uns zu schaffen".
Er räumte ein: "Mein Verhalten ihr gegenüber war möglicherweise mehrdeutig, was darauf hindeuten könnte, dass es eine intime Beziehung oder sexuellen Verkehr zwischen uns gegeben habe – was ich aber nachdrücklich zurückweise." Er habe sich entschieden, so Aupetit, "sie nicht mehr zu sehen und habe sie informiert". Er habe all dies auch im Frühjahr 2020 mit seinen Generalvikaren besprochen und die kirchlichen Behörden davon in Kenntnis gesetzt. (tmg/KNA)
2.12., 13:35 Uhr: Ergänzt um aktuelle Erklärung Aupetits.