So erlebt Pater Vinzenz seinen ersten Advent als Priester
Seit Stunden schneit es unaufhörlich, wenn ich aus meinem Fenster im Pfarrhof schaue, sehe ich, wie Millionen von weißen Flocken, das Land in ein winterliches Kleid hüllen. Pfarrhof werden Sie sich fragen, hier schreibt doch ein Mönch?! Das ist auch richtig so. Mein Name ist Pater Vinzenz und ich bin Benediktiner im österreichischen Kloster Admont in der Steiermark. Seit Jahrhunderten ist es üblich, dass Mönche in österreichischen Klöstern auch in Pfarren wohnen und dort als Priester wirken.
Vom Adventeinläuten zur Feuerzangenbowle
Aber beginnen wir am Anfang: 2015 wurde ich in das Noviziat in Admont aufgenommen, dann im Jahr 2016 habe ich meine zeitliche Profess abgelegt und habe begonnen in Salzburg Theologie zu studieren. Den Advent habe ich also in den vergangenen Jahren immer im Studienhaus oder in meinem Kloster verbracht. Viele schöne Traditionen hat es dort wie da gegeben. Am 1. Adventsamstag haben wir uns, aus meinem Studienhaus, dem Kolleg St. Benedikt in Salzburg, immer um 18:00 Uhr auf dem Mönchsberg über Salzburg getroffen und dort dem Adventeinläuten gelauscht. In Salzburg ist es nämlich üblich, dass alle Glocken der Erzdiözese das neue Kirchenjahr einläuten. Nach dem 15 minütigen Vollgeläut aller Salzburger Kirchenglocken, haben wir dann das traditionelle Sylvesteressen, nämlich Raclette verspeist. Unser Rektor (Regens) hat uns dann noch jedes Jahr mit Krambambuli (Feuerzangenbowle) beschenkt.
Eine schöne Tradition, die ich aus Admont erzählen möchte, trägt den schönen Namen, "Christkindl einläuten". Vom 17. bis zum 23. Dezember läutet in Admont die größte Glocke der Stiftskirche immer um 18:00 Uhr für 15 Minuten, während wir Mönche die O-Antiphonen der Vesper singen. Viele Menschen in Admont öffnen währenddessen ihre Fenster, sodass sie die Glocke gut hören und beten währenddessen den freudenreichen Rosenkranz.
Der erste Advent als Priester
Dieses Jahr ist es für mich ein anderer Advent. Ich erlebe ihn weder im Studienhaus in Salzburg, noch in meinem Kloster in Admont, sondern in den acht Pfarren in denen ich als Kaplan tätig bin. Nach meinem Studienabschluss Anfang des Jahres hat mich unser Diözesanbischof im Sommer zum Priester geweiht und somit ist dieser Advent für mich der erste als Priester. Nach meiner Priesterweihe hat mich mein Abt in die Pfarren des Liesing- und Murtales geschickt, die zu unserem Kloster gehören. In Österreich ist es sehr häufig so, dass, wie schon erwähnt, Pfarren nicht nur zu einer Diözese, sondern auch zu einem Kloster gehören und, dass nicht der Bischof, sondern der Abt für die Besetzung der Priester zuständig ist. So ergibt es sich, dass ich seit September nicht mehr hauptsächlich im Kloster wohne, sondern in einer meiner Pfarren, in der Pfarre Wald am Schoberpass.
Aktuell erlebe ich gerade ganz persönlich was Erwarten bzw. auf etwas warten bedeutet. Da nämlich schon seit einigen Jahren de facto niemand in diesem Pfarrhof gewohnt hat, müssen einige kleine Renovierungsarbeiten gemacht werden, damit wieder alles gut funktioniert. Zu Weihnachten darf ich mich aber darüber freuen, dass alle Arbeiten abgeschlossen sein werden.
Advent im Lockdown
Als Priester erlebe ich den Advent auch wegen anderer Umstände ganz anders und in vielen Bereichen durchaus intensiver. In Österreich befinden wir uns gerade in einem Lockdown auf Grund der Coronapandemie. Der Handel und die Gastronomie haben geschlossen, die Kirchen haben allerdings geöffnet und wir können Gottesdienste feiern. Die Menschen in unserem Land sind in vielen Bereichen auch ruhiger, denn der vorweihnachtliche Stress hat noch nicht so wirklich angefangen. Es gibt keine Christkindlmärkte und keine Weihnachtseinkäufe. Man kann diesen Advent wirklich als eine ruhige Zeit begehen.
Eine meiner liebsten Traditionen in diesen Tagen ist es am Abend beim Adventkranz zu sitzen, die Vesper zu beten oder in der Hl. Schrift zu lesen. Besonders bietet sich in dieser Zeit das Buch Jesaja an. Als Priester ist es meine Aufgabe die Menschen in diesen Tagen auf das Kommen Jesu Christi an Weihnachten vorzubereiten. Der Advent mit seinen Liedern, mit der Feier der Rorate-Messe uvm. weist uns darauf hin, dass wir unsere Herzen für die Ankunft Jesu vorbereiten sollen. Er will an Weihnachten in unseren Herzen geboren werden. Auch wenn viele Feiern, an denen ich als Kaplan teilnehmen hätte dürfen, abgesagt wurden, so ist es doch schön Menschen zu begegnen und mit ihnen über den Advent und seinen eigentlichen Sinn zu sprechen. Zu dem fügt sich noch eine weitere Aufgabe nicht nur thematisch perfekt ein, die ich zur Zeit inne habe: Ich darf in einer Schule einige Klassen in Religion unterrichten. Im Advent war mir wichtig, dass ich den Schülerinnen und Schülern den Sinn hinter den vielen Bräuchen und Traditionen erläutere, die es in unserem Land gibt. Denn nur wenn sie verstehen warum wir etwas so machen, wie wir es machen, werden sie es auch irgendwann einmal ihren Kindern weitergeben.
Für mich bringt dieser Advent viel Neues, vieles darf ich zum ersten Mal tun und das bereitet mir große Freude. Viele liebgewonnene Traditionen, wie das Adventeinläuten in Salzburg oder das Christkindleinläuten in Admont vermisse ich auch ein bisschen, aber alles in allem freue ich mich doch sehr auf die kommenden Tage des Advents und auf mein erstes Weihnachtsfest als Priester.