Vandalismus in Kirchen sowie Hassverbrechen gegen Einzelpersonen

Studie warnt vor zunehmender Intoleranz gegen Christen in Europa

Veröffentlicht am 07.12.2021 um 17:15 Uhr – Lesedauer: 

Wien ‐ Christen und ihre Einrichtungen sind in Europa immer häufiger Diskriminierung bis hin zu Verfolgung ausgesetzt. Das geht aus einer neuen Studie hervor, die Vandalismus in Kirchen und Hassverbrechen gegen Einzelpersonen aufführt.

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Christen oder christliche Einrichtungen in Europa sind laut einer aktuellen Studie immer häufiger Diskriminierung bis hin zu Verfolgung ausgesetzt. Das geht aus einem Bericht des in Wien angesiedelten Observatory On Intolerance And Discrimination Against Christians In Europe (OIDAC) hervor, der am Dienstag in einer Online-Pressekonferenz präsentiert wurde. "Im heutigen Europa ist es nicht nur unmodern, den christlichen Glauben überzeugt zu leben, sondern es kann auch zu schwerwiegenden Eingriffen in die persönliche Freiheit in wichtigen Lebensbereichen wie etwa am Arbeitsplatz oder in der Ausbildung führen", fasste OIDAC-Direktorin Madeleine Enzlberger laut der Presseagentur Kathpress die Ergebnisse zusammen.

Schrittweise Einschränkung von Grundrechten

Intoleranz gegen Christen und deren Diskriminierung reiche von Vandalismus in Kirchen und christlichen Gebäuden bis zu Hassverbrechen gegen Einzelpersonen. Doch auch eine schrittweise Einschränkung von Grundrechten wie Meinungs-, Religions- und Gewissensfreiheit, Vertragsfreiheit oder elterlicher Rechte durch gesellschaftlichen oder staatlichen Druck sei festzustellen; ebenso ein hohes Ausmaß an "Selbstzensur" unter christlichen Studenten. Eine kleine, aber besonders gefährdete Gruppe seien darüber hinaus zum Christentum Übergetretene, die oftmals Drohungen und Gewalt von Islamisten ausgesetzt seien.

Für ihren jährlichen Bericht hat die Wiener Beobachtungsstelle die von ihr dokumentierten Vorfälle sowie von Betroffenen ausgefüllte Umfragebögen zum Thema und Interviews mit Experten ausgewertet. Insgesamt nahmen demnach antichristliche Hassverbrechen europaweit von 2019 auf 2020 um 70 Prozent zu – wobei die Autoren zu Vorsicht gegenüber der Zahl mahnen: Mit dem Bericht werde "Neuland" betreten und eine enorme Forschungslücke aufgezeigt. Für quantitative und vergleichende Aussagen sei es noch zu früh. Für Deutschland listet der Bericht 255 Fälle auf, von denen die meisten Vandalismus in Kirchen beträfen.

Mehr Aufmerksamkeit für Hassverbrechen gegen Christen gefordert

"Anlass zu Sorge" geben die sich im Bericht widerspiegelnden Tendenzen auch aus Sicht der OSZE-Sonderbeauftragten für die Bekämpfung von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung, Regina Polak. Die Wiener Pastoraltheologin mahnte zur Vorsicht und betonte ebenso, dass der Anstieg bei den Fallzahlen auch auf eine wachsende Zahl berichterstattender Staaten zurückgehe. Zugleich liege die Dunkelziffer höher, da jeder vierte OSZE-Staat derartige Hassverbrechen nicht gesondert erfasse und andere Länder dafür keine vergleichbare Definition hätten.

Erst im November hatte das OSZE-Menschenrechtsbüro ODIHR einen eigenen Bericht über Hassverbrechen gegen Menschen aufgrund ihrer Religion veröffentlicht. Dieser verzeichnete für denselben Untersuchungsraum fast 1.000 derartige Vorfälle gegen Christen. Polak forderte mehr Aufmerksamkeit für Hassverbrechen gegen Christen und hält eine bessere Erfassung dieser Vorfälle durch Länder sowie angemessene Erforschung und öffentliche Diskussion der neuen Phänomene für "dringend erforderlich". Zugleich gelte es, vorschnelle Urteile und eine "Politisierung" der Debatte zu vermeiden. (KNA)