Was sollen wir tun?
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Impuls von Christoph Kreitmeir
Drei Mal wird Johannes dem Täufer diese Frage gestellt: "Was sollen wir tun?" Die Leute allgemein, die Zöllner und dann die Soldaten stellen ihm diese Frage. Diese Menschen sind in ihrem Tun, ja sogar in ihrer Existenz ins Schlingern geraten, sie sind verunsichert, sie wissen nicht mehr weiter. Deshalb fragen sie den Lebenskundigen, den Authentischen, den Gottesmann um Rat und Wegweisung.
Mehr als dreimal fragen die Menschen seit Monaten nicht nur in unserem Land angesichts von einer bisher nicht bekannten Auseinandersetzung mit einem Virus, der Angst verbreitet, unsicher macht und Todesspuren hinterlässt: "Was sollen wir tun?"
Diese Frage richtet sich an Fachleute aus Wissenschaft und Politik. Deren Antworten aber zeigen, dass es keine Patentlösung gibt und Maßnahmen nur helfen, wenn sich auch wirklich alle solidarisch daran halten. Ansonsten stehen wir den Krankheitserregern hilflos gegenüber und das Infektionskarussell dreht sich immer weiter. Diese Frage stellen sich selbst aber auch die sogenannten Impfgegner, die der Corona-Pandemie und den daraus resultierenden Maßnahmen skeptisch bis feindlich gegenüberstehen.
Diese Frage "Was soll ich tun?" stellt sich jeder persönlich und so auch ich immer wieder. In den Tagen des Advent, in denen sich Christen ermuntert durch Traditionen und Riten und begleitet durch biblische Texte auf das Kommen Jesu Christi vorbereiten, will diese Frage uns wachrütteln.
Ein lebenskundiger und authentischer Gottesmann unserer Zeit, der Jesuit P. Alfred Delp, antwortet auf die brennende Frage im Advent so, dass ich hellwach geworden bin:
"Es fehlt vielleicht uns modernen Menschen nichts so sehr als die echte Erschütterung: wirklich da, wo das Leben fest ist, eine Festigkeit zu spüren, und da, wo es labil ist und unsicher ist und haltlos ist und grundlos ist, das auch zu wissen und das auch auszuhalten. Das ist vielleicht die allerletzte Antwort auf die Frage, warum uns Gott in diese Zeit geschickt hat und warum er diese Wirbel über die Erde gehen lässt und warum er uns so in Chaos hineinhält und ins Aussichtslose und ins Dunkle und warum von all dem kein Ende abzusehen ist: weil wir in einer ganz falschen und unechten Sicherheit auf der Erde gestanden haben. … Advent ist eine Zeit der Erschütterung, in der der Mensch wach werden soll zu sich selbst. Die Voraussetzung des erfüllten Advent ist der Verzicht auf die anmaßenden Gebärden und verführerischen Träume, mit denen und in denen sich der Mensch immer wieder etwas vormacht."
Evangelium nach Lukas (Lk 3,10–18)
In jener Zeit fragten die Leute Johannes den Täufer: Was sollen wir also tun? Er antwortete ihnen: Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso!
Es kamen auch Zöllner, um sich taufen zu lassen, und fragten ihn: Meister, was sollen wir tun? Er sagte zu ihnen: Verlangt nicht mehr, als festgesetzt ist!
Auch Soldaten fragten ihn: Was sollen denn wir tun? Und er sagte zu ihnen: Misshandelt niemanden, erpresst niemanden, begnügt euch mit eurem Sold!
Das Volk war voll Erwartung und alle überlegten im Herzen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Christus sei. Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort: Ich taufe euch mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen.
Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Schon hält er die Schaufel in der Hand, um seine Tenne zu reinigen und den Weizen in seine Scheune zu sammeln; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.
Mit diesen und vielen anderen Worten ermahnte er das Volk und verkündete die frohe Botschaft.
Der Autor
Der Franziskanerpater Christoph Kreitmeir arbeitet in der Klinikseelsorge am Klinikum Ingolstadt, in der Erwachsenenbildung und bei Lebenshilfesendungen im Radio Horeb.