Bätzing: Weihnachtsbotschaft durch Corona nicht geschmälert
Zum zweiten Mal haben Christen Heiligabend unter den Bedingungen der Corona-Pandemie gefeiert. Bischöfe in Deutschland riefen zu Zuversicht in diesen Zeiten sowie zu Menschlichkeit und Solidarität auf. Sie nahmen in ihren Predigten zudem Geflüchtete und die Opfer der Hochwasserkatastrophe in Teilen Deutschlands und den kirchlichen Missbrauchsskandal in den Blick. Gottesdienste konnten wegen der Pandemie nur eingeschränkt und mit deutlich weniger Besuchern als sonst stattfinden. Vielerorts durften auch nur Geimpfte, Genesene und negativ Getestete in die Kirchen kommen.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Limburger Bischof Georg Bätzing sieht die Botschaft von Weihnachten durch Corona-Einschränkungen jedoch nicht geschmälert. Bätzing betonte an Heiligabend in der per Livestream übertragenen Christmette in der Kapelle des Limburger Bischofshauses: "Je mehr von dem äußeren Glanz des Festes abgeht, umso mehr mögen uns Glück und Freude über die Ankunft Jesu innerlich erfüllen."
Bätzing verwies aber auch auf die Nöte von Flüchtlingen, von bedrohten Christen etwa in Afrika sowie von der Flut Betroffenen an der Ahr. Ähnlich äußerte sich auch der Bischof von Münster, Felix Genn, der zu Solidarität mit Notleidenden aufrief. Er verwies in der Christmette auf die Menschen, die unter der Pandemie, die Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz oder den schweren Tornados in den Vereinigten Staaten leiden. Wie Gott sich begrenze, indem er in Jesus Christus unter beschränkten Verhältnissen Mensch werde, so sollten sich die Menschen "auch selbst in eine solche Begrenzung" hineingeben und mit den Armen mitleiden und ihnen helfen, so Genn.
Aufmerksam für Nöte der Menschen
Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße mahnte in der Christmette im Mariendom, aufmerksam für die Nöte der Menschen zu sein: "Weihnachten heißt zu hören auf das Weinen und Wimmern der ganz Kleinen, der Schwachen, der Jungen und Alten, derer, die vom Missbrauch betroffen sind und auf die wir lange überhaupt nicht gehört haben."
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick beklagte eine Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen in der Pandemie. Er rief an Heiligabend dazu auf, Weihnachten als "therapeutisches Fest" zu feiern.
Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode rief zu einer Rückkehr zur Einfachheit auf. "Wir sind überzüchtet, jagen nach dem Exquisiten, nippen an Cocktails im Blendlicht von Designerlampen", zitierte er in der Christmette im Osnabrücker Dom den Dichter und Ordensmann Andreas Knapp. Die Geburt Jesu lehre die Menschen dagegen, "den Glanz des Einfachen" wiederzuentdecken. Er sollte "uns neu aufgehen in einer Zeit, in der uns viele große Dinge genommen sind: Versammlungen, Feiern, Kundgebungen, großspuriger Umgang mit der Wirklichkeit".
Der "Glanz des Einfachen"
Weihnachten regt nach den Worten des Münchner Kardinals Reinhard Marx zu einer neuen Suche an, was Gott bedeutet. Die Geschichte von Bethlehem wolle erzählen, "Gott ist keine Theorie, sondern Gott ist konkretes Leben! Ein Kind, ein Gesicht, das uns anschaut", sagte Marx im Münchner Liebfrauendom.
Der Würzburger Bischof Franz Jung sieht in der Geburt Jesu in den derzeitigen Krisen eine Ermutigung. Er wünsche den Menschen, nicht zu verzagen, sagte Jung in der Christmette. Als Beispiele nannte er die Klima- und Corona-Krise sowie eine "total zerrissene Gesellschaft". Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger wandte sich im Freiburger Münster gegen Polarisierungen und Hetze. (cph/KNA)