Patriarch Pizzaballa ruft an Weihnachten zu mehr Vertrauen auf
Die Vertrauenskrise vor allem zwischen Arabern und Juden in Israel ist nach Worten des Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, eine Ermahnung daran, dass das friedliche Zusammenleben aktiv gefördert werden müsse. Es gehe darum, "das Vertrauen unter uns wiederherzustellen, das Vertrauen in die Zukunft, unsere und die unserer Kinder, das Vertrauen in die Möglichkeit einer Veränderung zum Besseren, sowohl im zivilen Leben als auch in der Kirche", sagte das Oberhaupt der lateinischen Katholiken im Heiligen Land in seiner Predigt in der Mitternachtsmesse in der Katharinenkirche in Bethlehem.
Der italienische Franziskaner rief dazu auf, aktiv eine "Zukunft des Guten" aufzubauen. Sich darauf zu beschränken, das Böse anzuprangern, wäre "ein Mangel an Glauben". In einem "Babylon von Ankündigungen, Deklarationen und modernen Prophezeiungen, die uns über die vielen Medien erreichen", gelte es, jene Stimmen zu finden, die zu Jesus und zum Heil führten.
In einer Tour d'horizon durch die verschiedenen Länder seines Bistums erinnerte Pizzaballa an den Besuch Papst Franziskus' auf Zypern. Dieser habe angesichts der schwierigen Lage auf der Mittelmeerinsel zu Geduld aufgerufen sowie dazu, zuzuhören und den anderen kennenzulernen. Ein positives Beispiel für ein Land, das sich "in diesen Zeiten des politischen und religiösen Sektierertums" nicht vor religiösem und politischem Dialog scheue, sei Jordanien.
Forderung nach Ende der Gewalt
Ausführlich ging Pizzaballa auf die Lage in Israel und Palästina ein und forderte ein Ende der jahrelangen Besatzung und Gewalt. Zu "besorgniserregenden Stimmen der zunehmenden Spaltung der Gesellschaft" in Israel komme die ohrenbetäubende "Stimme des Schmerzes" der Palästinenser; einem Volk, "das Gerechtigkeit erfahren muss, das Freiheit erfahren will, das es leid ist, darauf zu warten, frei und in Würde in seinem eigenen Land und in seinem eigenen Haus leben zu dürfen; das nicht nur mit den Genehmigungen leben will, die jetzt notwendig sind, um einzureisen, auszureisen, zu arbeiten oder anderes".
Mit Blick auf Weihnachten in Bethlehem zog der Patriarch eine gemischte Bilanz. Das Fest sei in diesem Jahr fröhlicher als im Vorjahr und mit viel größerer Beteiligung. Gleichzeitig fehlten im zweiten Pandemiejahr in Folge erneut die Pilger, die üblicherweise die Stadt füllten und vielen Familien den Lebensunterhalt sicherten. Pizzaballa äußerte die Hoffnung, "mit einer gemeinsamen Aktion von Politik, Kirche und Reiseveranstaltern, lokal und international, sichere Wege" gefunden werden könnten, um das Pilgerwesen trotz der Pandemie wieder aufzunehmen. (KNA)