Bischof Jung: Biblisches Gottesbild nicht einseitig männlich
Der Würzburger Bischof Franz Jung hat sich für eine größere Vielfalt von Gottesbildern ausgesprochen. "Die Bibel hat ein sehr weites Bild von Gott, das nicht einseitig männlich festgelegt ist", sagte Jung im Interview mit der "Main-Post" am Mittwoch. Der Prophet Hosea etwa spreche von Gott als liebender Mutter, die Israel wie einen Säugling in den Arm nimmt und ernährt. Das Gottesbild sei daher immer "divers" gewesen, wenn man so wolle, weil die Bibel so viele Bilder von Gott bereithalte. Allerdings habe die Theologie erst vor ungefähr 50 Jahren begonnen, die Vielfalt der Gottesbilder jenseits männlicher Dominanz wiederzuentdecken und in ihren Konsequenzen theologisch zu bedenken.
Der Würzburger Bischof äußerte sich mit Blick auf die Diskussion um mögliche Gottesbilder, die von verschiedenen Jugendverbänden aufgebracht wurde. In diesem Zusammenhang wird auch über die Schreibweise "Gott*" mit Genderstern debattiert, durch die das Gottesbild von einer geschlechtlichen Identifikation mit dem Männlichen befreit werden soll.
Bilder generell unzureichend
Jung unterstrich, dass solche Bilder generell unzureichend seien und berief sich auf die Analogielehre des Vierten Laterankonzils: "Wenn wir über Gott in Bildern und Begriffen sprechen, dann drücken sie eine Ähnlichkeit aus, aber wir müssen immer zugleich die größere Unähnlichkeit mitdenken." Es werde immer dann gefährlich, wenn ein Bild verabsolutiert werde. "Ja, Gott ist wie ein liebender Vater (von mir aus mit Bart…), aber er ist immer auch mehr." Auf die Frage, ob Gott auch eine junge schwarze Frau sein könne, antwortete der Bischof: “Insofern mir Gott in meinen Mitmenschen begegnet, kann er mir auch in einer jungen schwarzen Frau begegnen.” Die junge schwarze Frau sei nicht Gott, aber er begegne einem in ihr.
Jung persönlich helfe bei der Frage nach einem Gottesbild der Blick auf Jesus Christus. "Im Betrachten des Lebens Jesu lerne ich, wer Gott für ihn war und wie er mit diesem Gott sein Leben meisterte", so Jung. "Am Ende seines Lebens steht das Kreuz. Das heißt, ein Gottesbild wird am Ende immer noch einmal durchkreuzt." (cph)