Schick beklagt Desinteresse Deutschlands und Europas an Weltproblemen
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat Deutschland und Europa vorgeworfen, sich nicht genug für die Probleme in anderen Weltregionen zu interessieren. "Bei uns herrscht ein Deutschland- beziehungsweise EU-Zentrismus, dass Nachrichten aus anderen Ländern kaum ankommen", sagte Schick der Mediengruppe Oberfranken (Freitagsausgabe). Deutschland und die EU seien so stark mit eigenen Problemen wie dem Kampf gegen die Covid-19-Pandemie beschäftigt, "dass uns alles andere entgeht".
Der langjährige Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz verwies etwa auf "schreckliche Nachrichten" aus dem Jemen, Äthiopien, Somalia, Myanmar und Afghanistan. Und weiter: "Wir nehmen auch nicht wahr, dass in Afrika und Lateinamerika die Impfquote gegen Corona noch unter 10 Prozent liegt, dass es über 80 Millionen Flüchtlinge weltweit gibt, von denen die allerwenigsten nach Europa und nach Deutschland kommen." Die meisten seien Binnenflüchtlinge oder suchten in Nachbarländern Zuflucht.
Große Sorge äußerte der Erzbischof vor allem mit Blick auf die Entwicklung in Afghanistan. Er sei zornig, dass "die Medien bei uns ab und an, aber zu wenig und nicht lautstark genug über die Hunger- und Menschenrechtskatastrophe in Afghanistan berichten". Zumal die "wenigen und zu leisen" Informationen aus dem Land nicht wahrgenommen würden. Konkret äußerte Schick seine Sorge darüber, dass Frauen in Afghanistan ihrer Grundrechte beraubt würden, Mädchen nicht zur Schule gehen dürften und die Presse- und Meinungsfreiheit mehr und mehr eingeschränkt werde. "Afghanistan ist nicht vorbei um der Menschen willen, die hungern“, appellierte der Oberhirte. (stz)