Wegen Papst-Kritik an kinderlosen Paaren: "Erheblicher Unmut" bei kfd
Die jüngsten Äußerungen von Papst Franziskus zu kinderlosen Paaren haben bei der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) "für erheblichen Unmut" gesorgt. "Frauen, gleichgeschlechtliche Paare und diverse Menschen werden in der katholischen Kirche seit Jahrhunderten diskriminiert. Und nun werden aktuell einmal mehr auch Kinderlose diskreditiert", sagte die kfd-Vorsitzende Mechthild Heil laut einer Pressemitteilung am Dienstag. Diese Diskreditierung zerstöre das Vertrauen vieler Katholikinnen und Katholiken. "Die besorgniserregenden Kirchenaustritte haben in diesem massiven Vertrauensverlust ihre Ursache", so Heil.
Konkret geht es um eine Äußerung von Franziskus bei der Generalaudienz am vergangenen Mittwoch. Dort hatte das Kirchenoberhaupt die Arbeit von Adoptiv- und Pflegeeltern gewürdigt und gleichzeitig Kritik an Paaren geübt, die keine oder nicht so viele Kinder bekommen wollen. "So viele Paare haben keine Kinder, weil sie keine wollen, oder sie haben nur eins, weil sie nicht mehr wollen, aber sie haben zwei Hunde, zwei Katzen", sagte der Papst. "Hunde und Katzen nehmen den Platz der Kinder ein. Ja, ich verstehe, das bringt einen zum Lachen, aber das ist die Realität." Die Zivilisation werde immer älter und es fehle ihr an Menschlichkeit, weil man den Reichtum von Elternschaft verliere, warnte der Papst.
Kinderlose leiden darunter, als ungenügend angesehen zu werden
"Das ist wirklich schwer nachzuvollziehen", kritisierte Heil: "Liebe ist nach meiner christlichen Vorstellung nicht auf einen erfüllten Kinderwunsch beschränkt – und schon gar nicht hat die Kirche zu diktieren, in welcher Gemeinschaft und wie jemand zu leben hat." Die ungewollt Kinderlosen litten genauso wie die bewusst Kinderlosen oft seelisch schwer darunter, von anderen als ungenügend angesehen zu werden. "In unserer Frauengemeinschaft ist für alle Platz! Das sollte auch der Maßstab für die Institution Kirche sein." Sie erwarte von Verantwortlichen in der katholischen Kirche in Deutschland eine eindeutige Positionierung gegen Diskriminierung aller Art. "Die Kirche muss ehrlich glaubhaft machen, dass sie die Vielfalt von Lebensläufen anerkennt. Das verloren gegangene Vertrauen ist nur so zurückzugewinnen."
Bereits am Donnerstag hatte der Familienbund der Katholiken in Deutschland die Aussagen des Papstes als unzureichend kritisiert. Man halte es für falsch, "Familien und Kinderlose in ein Verhältnis der Polarisierung zu rücken", teilte Bundesgeschäftsführer Matthias Dantlgraber auf Anfrage von katholisch.de mit. Der Wunsch, eine Familie und Kinder zu haben, sei weiterhin sehr verbreitet. "Die Jugendstudien der letzten Jahre haben gezeigt, dass die Bedeutung der Familie sogar noch gewachsen ist und in Krisenzeiten weiter zunimmt", so Dantlgraber. Die meisten jungen Menschen würden sich heute eine eigene Familie wünschen. Es gehe daher darum, familienfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die Paare ermutigten, ihre Kinderwünsche zu erfüllen und das von ihnen gewünschte Lebensmodell zu leben. (cbr)